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Sternenhimmel: Beobachtungstipp: Komet Lovejoy sichtbar am Nachthimmel

Lovejoy entwickelte sich in den vergangenen Wochen weit besser als vorhergesagt - die Chancen, ihn im Januar mit bloßem Auge sehen zu können, stehen gut.
Lovejoy C/2014Q2

An den Namen "Lovejoy" haben sich Kometenbeobachter in den vergangenen Jahren bereits gewöhnt: Nach dem "Großen Weihnachtskometen" des Jahres 2011 (C/2011 W3) und dem "ISON-Ersatz" C/2013 R3 im vergangenen Jahr nähert sich nun Terry Lovejoys neueste (bereits fünfte) Kometenentdeckung der Erde: C/2014 Q2 – auch dieser Schweifstern trägt den Namen seines Entdeckers.

Bei seiner Entdeckung im August 2014 erschien C/2014 Q2 als ein schwacher Lichtfleck im südlichen Sternbild Puppis (Achterschiff). Frühe Prognosen gingen davon aus, dass der Komet Mitte Januar eine maximale Helligkeit von 8 mag (Magnitude) erreichen würde – damit wäre er bestenfalls ein Objekt für Fernglasbeobachter geworden. Doch Lovejoy steigerte sich: In den folgenden Wochen stieg seine Helligkeit stärker als erwartet, und so gelang es dem erfahrenen Kometenbeobachter David Seargent in Australien bereits am 13. Dezember, ihn mit bloßem Auge zu erblicken. Weitere Sichtungen aus Australien und Südamerika bestätigten diese Entwicklung. Sowohl am Morgen des 14. als auch des 17. Dezember konnte auch der Autor dieser Zeilen den Kometen unter sehr dunklem Himmel von Chile aus ohne optische Hilfsmittel erkennen – nicht mehr als ein unscheinbarer Lichtpunkt, aber immerhin. Im 10x50-Fernglas war Lovejoys 6 mag helle, mindestens 15 Bogenminuten große Koma zu sehen, der Schweif zeigte sich aber nur auf Fotos.

Aufsuchkarte für Lovejoy | Bahn des Kometen vom 1. Januar 2015 bis zum 1. Februar.

Am 20. Dezember meldete Seargent, dass er den Schweif erstmals in einem 25x100-Großfernglas ausmachen konnte. In der Zwischenzeit schätzten weitere Beobachter die Helligkeit des Kometen sogar auf 5,5 bis 5,7 mag. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, dürfte C/2014 Q2 Mitte Januar sogar 4 bis 4,5 mag erreichen und zu einem der schönsten Nordhimmelkometen der letzten Jahre werden.

Ideale Beobachtungsposition

Lange Zeit war Lovejoy nur für Südhalbkugelbewohner sichtbar, doch er wandert nahezu senkrecht zur Ekliptik Richtung Norden und betritt kurz vor Weihnachten auch für Mitteleuropäer die Himmelsbühne. Am vergangenen Wochenende sichtete ihn der Kometenbeobachter Burkhard Leitner von Österreich aus – das erste Beobachtungsfenster hat sich damit bereits geöffnet. Noch bis zur Neujahrsnacht steigt C/2014 Q2 allerdings kaum über den Horizontdunst. Er durchschreitet die Sternbilder Columba (Taube) und Lepus (Hase) nordwärts. Am 2. Januar tritt er in das ausgedehnte Sternbild Eridanus über, in den ersten Nächten des neuen Jahres findet man ihn etwa 9 Grad südwestlich des hellen Sterns Rigel.

Bestes Beobachtungsfenster: Mitte Januar

Ab dem 28. Dezember behindert allerdings das helle Mondlicht die Beobachtungen erheblich. Vollmond ist am 5. Januar, anschließend zieht sich der Mond langsam vom Abendhimmel zurück. Am 7. Januar steht Lovejoy in Erdnähe, er passiert unseren Planeten dabei in sicherem Abstand von 70 Millionen Kilometern. Gleichzeitig öffnet sich das zweite – und beste – Beobachtungsfenster: Am 9. Januar tritt Lovejoy in das Sternbild Stier über, am 16. schließlich in die Konstellation Widder. Seine Kulminationshöhe (maximale Höhe über dem Horizont) steigt auf 40 Grad, später über 60 Grad bei einer Elongation (Winkelabstand zur Sonne) von gut 100 Grad und weit gehend ohne störendes Mondlicht. Dabei ist Lovejoy am besten in den Abendstunden nach Ende der Dämmerung zu sehen – eine ideale Beobachtungsposition. Vom 17. bis 19. Januar zieht der Komet in einem Abstand von rund 8 Grad am Sternhaufen der Plejaden (M45) vorbei, ein reizvolles Motiv für Weitwinkelfotografen.

Vom 7. Januar an entfernt sich Lovejoy zwar wieder von der Erde, seine größte scheinbare Helligkeit erreicht er dennoch in den folgenden Tagen, da er sich weiter der Sonne annähert und seine intrinsische Helligkeit ansteigt. Seinen Perihel, also den sonnennächsten Punkt seiner Bahn, erreicht er am 30. Januar. Dabei kommt er unserem Tagesgestirn nicht näher als 1,29 Astronomische Einheiten – das entspricht rund 194 Millionen Kilometern. Anders als der "Weihnachts-Lovejoy" von 2011 ist Q2 kein "Sonnenkratzer". Daher wird er keinesfalls so spektakulär hell wie C/2011 W3, der für einige der schönsten Kometenfotos der letzten Jahre sorgte – wird aber auch nicht auseinanderbrechen.

Ab dem 23. Januar wird sich der zunehmende Mond wieder in die Beobachtungen einmischen. Nachdem sich der Erdtrabant Anfang Februar abermals vom Abendhimmel zurückgezogen hat, öffnet sich ein weiteres Beobachtungsfenster. Der Komet, dann bereits im Sternbild Andromeda, hat nun aber deutlich an Helligkeit verloren und dürfte nur noch mit Fernglas und Teleskop zu sehen sein.

Lovejoy | C/2014 Q2 ist bereits die fünfte Kometenentdeckung des Australiers Terry Lovejoy. Diese Aufnahme des Kometen gelang Gerald Rhemann am 14.12. mit Hilfe einer ferngesteuerten Sternwarte in Namibia. Zu diesem Zeitpunkt war Lovejoy schon unter sehr dunklem Himmel mit bloßem Auge erkennbar. Aufnahmedaten: ASA Astrograph 12", f 3,6, Kamera: FLI ML 8300, Mosaik aus drei Aufnahmen, Belichtung pro Aufnahme: LRGB 200 / 300 / 300 / 300 s.

Tipps für eine erfolgreiche Beobachtung

Selbst bei einer Helligkeit von 4 mag ist der Komet kein auffälliges Objekt. Für eine erfolgreiche Sichtung sollte man sich möglichst weit von künstlichen Lichtquellen entfernen – je dunkler der Himmel, desto besser ist der Kontrast zwischen Komet und Himmelshintergrund. Eine gute Dunkeladaption ist wichtig – vermeiden Sie es, in helle Lichtquellen (Smartphones, Taschenlampen et cetera) zu schauen, und lassen Sie Ihre Augen sich wenigstens 15 Minuten an die Dunkelheit gewöhnen.

Die Himmelskarte zeigt die Position des Kometen im Lauf des Januar; noch genauere Karten hat Andreas Schnabel zusammengestellt. Verwenden Sie ein Fernglas, um den Schweifstern aufzuspüren, und versuchen Sie danach, ihn mit bloßem Auge zu erblicken. Er wird selbst in einem Teleskop niemals so hell und detailreich aussehen wie auf den Fotos, eher wie eine blasse, rundliche Scheibe. Mit einem Teleskop können Sie versuchen, auch den Schweif auszumachen – wenn der klare Himmel mitmacht.

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