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Kleinkinder: Bewahrt Daumenlutschen vor Allergien?

Daumenlutschen und Nägelkauen - zwei Angewohnheiten, die Eltern irgendwann stören. Doch es gibt einen kleinen Trost: Sie könnten das Allergierisiko mindern.
Kind lutscht am Daumen

Am Anfang finden es viele Eltern noch süß, wenn ihre kleinen Kinder am Daumen nuckeln. Doch spätestens, wenn sie es diesen wieder abgewöhnen wollen, sind sie genervt – denn die Angewohnheit lässt sich oft schwer abstellen. Einen gewissen Trost vermittelt daher vielleicht eine Studie in "Pediatrics" von Stephanie Lynch von der University of Otago und ihrem Team: Daumenlutschen und Nägelkauen senkt demnach das Risiko, dass die Kinder später im Leben eine Allergie oder Hautekzeme entwickeln. Die Forscher hatten die Daten von 1000 Neuseeländern ausgewertet, die 1972/73 geboren wurden. Im Alter von 5, 7, 9 und 11 Jahren hatten Mediziner bei deren Eltern jeweils verschiedene Gesundheits- und Verhaltensaspekte abgefragt. Zudem unterzogen sich die Kinder am Alter von 13 und als Erwachsene mit 32 Jahren einem Standardallergietest.

Von den Kleinen, die Daumen gelutscht oder Nägel gekaut hatten, entwickelten 38 Prozent im Jugendalter mindestens eine Allergie. Von den Kindern, die diese Angewohnheit nicht hatten, betraf es dagegen 49 Prozent. Neigte der Nachwuchs zu beiden Verhaltensmustern, lag das Allergierisiko im Teenageralter niedriger, als wenn nur eine von beiden Tätigkeiten praktiziert wurde – im Erwachsenenalter unterschieden sich die beiden Gruppen Daumenlutscher und Nägelkauer dann jedoch nicht mehr, während auch hier die Kontrollgruppe stärker von Allergien betroffen war. Der Zusammenhang blieb zudem bestehen, nachdem die Forscher andere Faktoren wie Besitz von Haustieren oder vorhandene Allergien bei den Eltern einbezogen hatten: Ersteres mindert die Allergieanfälligkeit, während eine entsprechende Familiengeschichte das Risiko erhöht.

Dieser Befund ähnele früheren Ergebnissen, so die Wissenschaftler: Kinder, deren Mütter den Schnuller nach dem Herunterfallen im eigenen Mund säuberten, waren ebenfalls weniger allergieanfällig als Altersgenossen, bei denen dies unter dem Wasserhahn erfolgte. Beides passt zur Hygienethese, nach der ein frühkindlicher Kontakt mit allerlei Bakterien, Parasiten und anderen Pathogenen das Immunsystem schult und Allergien verhindert. Wer dagegen in möglichst steriler Umgebung aufwachsen muss, leidet eher darunter, dass sein Immunsystem außer Kontrolle gerät und selbst vermeintlich harmlose Partikel wie Pollen attackiert. Da Kleinkinder viele Sachen anfassen, transportieren sie über ihre Finger zahlreiche Mikroben in den Mund und schulen damit ihr Immunsystem. Man müsse seine Kinder nun zwar nicht zum Daumenlutschen anhalten, so die Forscher. Aber vielleicht könnten Eltern dieses nun etwas gelassener ertragen.

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