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Agrarökologie: Bienenkaffee

Wer sich am Samstagmorgen auf sein Honigbrötchen freut, weiß vermutlich genau, wem er diesen Genuss zu verdanken hat: den Bienen. Den Frühstückskaffee werden wohl die wenigsten mit den kleinen Hautflüglern assoziieren - sollten sie aber, wie eine Studie in Costa Rica zeigt.
Apis mellifera
"Schützt den tropischen Regenwald!" Von diesem Aufruf fühlten sich Kaffeeplantagenbesitzer bisher wohl wenig angesprochen. Die Nachfrage nach dem braunen, aromatischen Getränk steigt in den Industrieländern stetig – entsprechend dehnen sich die Anbauflächen in den tropischen Ländern aus, und das auf Kosten der Wälder. Schneiden sich die Kaffeeproduzenten damit vielleicht ins eigene Fleisch?

Untersuchungsgebiet Valle de General in Costa Rica | Als Untersuchungsgebiet diente eine ausgedehnte, von Waldstücken umgebene Kaffeeplantage im Valle General in Costa Rica.
Taylor Ricketts von der Stanford-Universität und seine Kollegen gingen dieser Frage nach. Als Untersuchungsobjekt diente eine ausgedehnte, von mehreren Waldstücken eingerahmte Kaffeefarm in Costa Rica, wo die Wissenschaftler auf zwölf Testflächen in verschiedenen Entfernungen zum Wald je fünf gesunde, gleichaltrige Kaffeepflanzen der Art Coffea arabica unter die Lupe nahmen, um den Ertrag der Flächen zu bestimmen.

Selbstbestäubung gehört bei diesen Pflanzen zur Tagesordnung – aber auch wild in den Wäldern lebende, nichtheimische Honigbienen (Apis mellifera), sowie zehn einheimische Bienenarten sorgen dafür, dass die Blüten befruchtet werden, damit sich später die begehrten Kaffeekirschen entwickeln können. Und dabei gibt es Unterschiede zwischen Flächen in Waldnähe und solchen, zu denen die Insekten erst einen weiten Weg zurücklegen müssen: Mit der Distanz zum Wald nimmt nicht nur die Artenvielfalt der Bienen ab – die Tierchen lassen sich zudem auch wesentlich seltener auf den Blüten sehen. So viel hatten bereits frühere Studien gezeigt. Taylor Ricketts und seine Kollegen brachten nun jedoch einen weiteren Aspekt ins Spiel: das Geld.

Sie wollten in Zahlen ausdrücken, wie effektiv die Bienen in verschiedenen Entfernungen zum Wald arbeiten. Sind sie in der Lage, den Ertrag der Kaffeeplantagen und damit den finanziellen Gewinn für die Farmer zu erhöhen? Die Forscher legten die Messlatte hoch an: Sie bestäubten die Blüten von jeweils zwei zufällig ausgewählten Zweigen der einzelnen Kaffeepflanzen ausgiebig per Hand und sorgten so dafür, dass diese ein Maximum an Pollen erhielten. Zwei weitere Zweige überließen sie jeweils den Bienen. Später verglichen sie die manipulierten und die bienenbestäubten Pflanzen: Aus wie vielen der ursprünglich vorhandenen Blüten hatten sich tatsächlich Früchte entwickelt? Wie schwer wog der Samengehalt der reifen Früchte? Wie viele Kaffeekirschen waren missgebildet?

Die Bienen schnitten sehr gut ab – zumindest in Waldnähe. War dieser nicht weiter als einen Kilometer entfernt, konnten es die bienenbestäubten ohne weiteres mit den manipulierten Pflanzen aufnehmen: Sowohl, was die Anzahl der Fruchtanlagen, als auch was die Samenmasse betraf. Der finanzielle Gewinn für die Farmer war, den Berechnungen der Forscher zufolge, beträchtlich. Die fleißigen Insekten erhöhten das Einkommen um bis zu sieben Prozent, indem sie den Kaffeeertrag um etwa ein Fünftel steigerten. Kaffeepflanzen in einer Entfernung von mehr als einem Kilometer hingegen konnten nicht von den geflügelten Arbeitern profitieren. Nicht nur quantitativ, auch qualitativ fiel die Ernte hier schlechter aus als auf den waldnahen Flächen, wo die Anzahl der missgebildeten Früchte um ein Viertel niedriger war.

Und warum? In der näheren Umgebung ihrer Habitate fliegen die Insekten fleißig zwischen den einzelnen Pflanzen hin und her, sorgen so für eine intensive Bestäubung und ermöglichen Kreuzungen, die robuste Früchte entstehen lassen. Kaffeeblüten in größerer Entfernung zum Wald steuern sie nicht nur seltener an, sondern erreichen sie vermutlich auch spät am Tag – dann, wenn sich diese bereits selbst bestäubt haben. Der genetische Austausch zwischen den Pflanzen ist hier deshalb deutlich geringer – und damit auch die Ausbeute für die Farmer.

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