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Medizinische Diagnose: Bluttest entlarvt Chronisches Erschöpfungssyndrom

Das Chronische Erschöpfungssyndrom ist für Betroffene furchtbar, für Mediziner aber sehr schwer zu diagnostizieren. Ein neuer Bluttest könnte helfen.
Müde und erschöpft

Wer am Chronischen Erschöpfungssyndrom leidet, ist dauerhaft körperlich und mental so abgeschlagen, dass der Alltag kaum noch zu bewältigen ist. Auch für erfahrene Ärzte kann die Erkrankung dennoch sehr schwer zu erkennen sein. Man versucht sie bisher, ohne durchschlagenden Erfolg, mit Hirnscans, der Suche nach antiviralen Antikörpern und einer Analyse von Blutwerten eindeutig nachzuweisen. Der letzte Ansatz scheint viel versprechend, bleibt aber aufwändig, weil sich im Blut viele andere mögliche Erkrankungen niederschlagen. Dieses Problem hofft ein Forscherteam um José Montoya von der Stanford University mit einem Verfahren umgehen zu können, das es nun in "PNAS" vorstellt: Die Mediziner fahnden zur Diagnose im Blut gezielt nach körpereigenen Zytokinen, die ohnehin immer häufiger als Auslöser der Symptome der CFS vermutet werden.

Dieser Verdacht hatte die Forscher auf die richtige Spur gebracht: Sie hatten sich bei Bluttests von 192 CFS-Patienten auf 51 bekannte Zytokine konzentriert. Die Aufgabe dieser körpereigenen Immunproteine ist eigentlich eine Regulation von Entzündungsreaktionen. Die an CFS leidenden Patienten produzieren dabei aber größere Mengen von bestimmten Zytokinen als im Blut von 392 zum Vergleich untersuchten gesunden Freiwilligen zu finden waren. Zudem zeigte sich, dass eine höhere Konzentration von 17 Zytokine mit stärkeren Beschwerden einherging.

Es bleibt unklar, ob die Zytokine Ursache oder Folge der Erkrankung sind: Die Immunproteine werden als Reaktion der Körperabwehr bei unterschiedlichen Erkrankungen aktiviert. Immerhin aber könne man mit ihnen die Krankheit selbst und ihren Schwergrad eindeutiger diagnostizieren, meinen die Forscher. Tatsächlich scheint es zu helfen, die Entzündungsreaktion im Körper von Betroffenen zu dämpfen, wie zuletzt ein Team von norwegischen Medizinern gezeigt hat. Nachhaltigere Behandlungen könnten folgen, wenn ein möglicher Auslöser von Entzündungen gefunden und gestoppt wird: Hier haben Mediziner schon seit Längerem Bakterien, vor allem aber Viren wie das Herpes- oder Epstein-Barr-Virus in Verdacht.

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