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Psychologie: Bonobos reagieren auf Gefühle anderer

Gefühle anderer zu erkennen, ergibt für soziale Lebewesen Sinn: Es sichert die Bindung in der Gruppe und ihr Überleben. Eine Studie zeigt, auf welche Emotionen Bonobos reagieren.
Mutter und Kind

Gefühle anderer zu erkennen, ist nicht den Menschen vorbehalten. Schließlich ist das schnelle Reagieren auf Emotionen der Gruppenmitglieder bei sozialen Tieren zentral für die Bindung und das Überleben der Gruppe. Doch wie genau verschiedene Tiere fühlen und Mitgefühl erleben, ist noch weitgehend ungeklärt. Eine aktuelle Studie im Magazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" mit Bonobos zeigt, dass diese fähig sind, Emotionen ihrer Artgenossen auf Fotos zu erkennen und darauf zu reagieren.

Die Forscher um die Psychologin Mariska Kret von der niederländischen Universität Leiden nutzten dafür einen klassischen Test der kognitiven Psychologie, die so genannte Dotprobe-Aufgabe: Die Bonobos sahen eine Serie von Bildern, die entweder emotionale oder neutrale Situationen zeigten. Anschließend wurden die Bilder durch einen Punkt ersetzt, den die Tiere drücken mussten, um eine Belohnung zu erhalten. Bei Experimenten mit Menschen müssen diese ebenfalls auf die Position des Punktes reagieren, indem sie ihn beispielsweise drücken. Im Experiment wird die Zeit gemessen, die vergeht, bis die Versuchsperson den Knopf drückt. Man geht davon aus, dass das bei jenen Punkten schneller geschieht, die ein Bild ersetzen, das die Aufmerksamkeit des Betrachters geweckt hat. So wird also messbar, welche Bilder die Probanden mehr beschäftigen.

In der Tat zeigten auch die Bonobos bei emotionalen Bildern eine schnellere Reaktion als bei neutralen. Während Menschen insbesondere schnell auf emotionale Bilder reagieren, wenn diese eine bedrohliche Situation zeigen, beanspruchen bei Bonobos eher Bilder mit Szenen mit beschützendem oder verbindendem Charakter die Aufmerksamkeit, etwa die Pflege von Artgenossen, oder auch Bilder der Paarung. Die Forscher führen das auf das verglichen mit Menschen und Schimpansen sehr friedliche Leben der Bonobos zurück, die Aggressionen zu verhindern versuchen.

"Die Resultate legen nahe, dass beschützendes Verhalten und Zusammengehörigkeit in der Bonobo-Gemeinschaft zentral ist", schreiben die Studienautoren. Das sei zu erwarten gewesen, da Bonobos in großen Gruppen leben und bekannt seien für ihren sanften und freundlichen Charakter. Ähnlich wie Menschen reagieren sie übrigens auch auf Gähnen. Die Forscher erhoffen sich von ihren Studien nicht nur, das Zusammenleben der Bonobos besser zu verstehen, sondern auch, Einsichten in die Evolution der Gefühle von Menschen zu bekommen. "Aus evolutionärer Perspektive ist es wichtig, schnell auf relevante Stimuli reagieren zu können, ob diese nun auf Bedrohungen in der Umwelt hinweisen oder auf das Signal eines Individuums, das Unterstützung oder Hilfe anbieten könnte."

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