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Sternentstehung: Brauner Zwerg bei Entstehung beobachtet

Brauner Zwerg vom Spektraltyp Y

Astronomen um Philippe André von der Universität von Paris stießen im Sternbild Schlangenträger (lateinisch: Ophiuchus) im Ophiuchus-Molekülwolken-Komplex auf ein Gebilde mit der Bezeichnung Oph B-11, aus dem sich wahrscheinlich ein Brauner Zwerg bilden wird. Oph B-11 ist ein so genannter Wolkenkern, eine Vorphase der Sternentstehung. Braune Zwerge sind "gescheiterte" Sterne, die zu massearm sind, um in ihrem Inneren die Fusion von Wasserstoff zu Helium in Gang zu bringen – die Energiequelle der meisten Sterne. Statt des nötigen Minimums von acht Prozent der Sonnenmasse enthält Oph B-11 aber nur maximal drei Prozent und liegt damit weit unterhalb der Grenze zu den "echten" Sternen.

Laut einer gängigen Theorie bilden sich Braune Zwerge wie große Planeten um Sterne in Scheiben aus Gas und Staub, den so genannten Akkretionsscheiben. Durch dichte Vorbeiflüge innerhalb des Geburtssternhaufens werden sie schließlich aus dem Umfeld ihrer Muttersterne herausbefördert und ziehen nun einsam ihre Bahnen durch das Milchstraßensystem. Einer anderen Theorie zufolge bilden sich Braune Zwerge wie normale Sterne durch den Kollaps einer Wolke aus Gas und Staub unter ihrer eigenen Schwerkraft.

Das nun gefundene Objekt Oph B-11 scheint letztere Vorstellung zu unterstützen. Der Wolkenkern hat einen Durchmesser, welcher der 920-fachen Entfernung der Erde zur Sonne entspricht und eine Masse von maximal zwei bis drei Prozent der Sonnenmasse. Somit kann aus diesem Wolkenkern, der Anzeichen für eine Kontraktion unter der eigenen Schwerkraft zeigt, kein Stern mit Wasserstofffusion in seinem Inneren hervorgehen. Die Forscher fanden Hinweise darauf, dass eine Stoßwelle durch diese Region hindurchging, die Teile des Ophiuchus-Molekülwolken-Komplexes zur Kontraktion und Sternbildung anregte. Die Entdeckung von Oph B-11 ist ein Hinweis darauf, dass sich Braune Zwerge tatsächlich analog wie Sterne bilden können.

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  • Quellen
Science 337, S. 69–72, 2012

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