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Lernen und Gedächtnis: Cannabis hält alte Mäuse geistig fit

Eine neue Studie zeigt: Zumindest für ältere Nager könnte Kiffen kognitive Vorteile haben. Ob das auch für Menschen gilt, ist aber unklar.
Blätter einer Hanfpflanze

Tetrahydrocannabinol (THC) – der berauschende Inhaltsstoff der Hanfpflanze – verbessert das Gedächtnis und die Lernfähigkeit von älteren Mäusen und wirkt so offenbar dem altersbedingten kognitiven Abbau entgegen. Das berichtet nun ein Team um Andreas Zimmer von der Universität Bonn im Fachmagazin "Nature Medicine".

Die Wissenschaftler verabreichten zwei Monate alten, zwölf Monate alten und 18 Monate alten Nagern über 28 Tage hinweg regelmäßig eine niedrige Dosis THC. Im Anschluss testen sie das Erinnerungsvermögen und das Lernverhalten der Tiere und verglichen die Ergebnisse mit denen einer Kontrollgruppe, die keine Droge verabreicht bekommen hatte. Während die kognitiven Fähigkeiten der jungen Nager unter der Einnahme von THC litten, konnten sich die anderen Tiere durch das Rauschmittel überraschenderweise verbessern: Obwohl sie eigentlich altersbedingt schlechter hätten abschneiden müssen, konnten sie auf einmal wieder mit unbehandelten jungen Altersgenossen mithalten. Das zeigte sich auch auf biologischer Ebene. So entdeckten Zimmer und seine Kollegen bei den alten und mittelalten Mäusen etwa wieder ähnliche Genexpressionsmuster im Hippocampus wie bei jungen Tieren, die keine Drogen erhalten hatten. Der Hippocampus spielt unter anderem bei Gedächtnisprozessen eine wichtige Rolle.

Aber warum wirkt THC je nach Alter so unterschiedlich? Eine eindeutige Erklärung für dieses Phänomen haben die Wissenschaftler noch nicht. Sie fanden allerdings Hinweise darauf, dass die Droge bei den älteren Tieren bestimmte epigenetische Veränderungen hervorzurufen scheint, die sich günstig auf Lernen und Gedächtnis auswirken. Zudem konnten frühere Studien bereits zeigen, dass sich das körpereigene Endocannabinoid-System, an dessen Rezeptoren THC andockt, im Alter offenbar verändert. Zum genauen Wirkmechanismus sind allerdings noch viele Fragen offen. Ebenso warnen Experten davor, die Ergebnisse voreilig auf den Menschen zu übertragen. Nachfolgende Experimente müssten erst einmal zeigen, ob bei anderen Spezies überhaupt ähnliche Effekte von THC zu beobachten sind.

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