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Krebstherapie: Chemotherapeutikum kann Nervenschäden verursachen

Nervenzelle
Das in der Chemotherapie häufig eingesetzte 5-Fluorouracil (5-FU) kann Zellen des zentralen Nervensystems nachhaltig schädigen, wie Forscher von den Universitäten Rochester und Harvard mitteilten. Wissenschaftler um Mark Noble hatten die langfristigen Auswirkungen verschiedener Mengen des Chemotherapeutikums an Mäusen untersucht.

Sie entdeckten, dass ein Typus von Gliazellen, die Oligodendrozyten, sowie ihre sich teilenden Vorläuferzellen binnen sechs Monate fast vollständig zerstört wurden [1]. Diese Zellen ermöglichen normalerweise eine schnelle und effiziente Signalweiterleitung zwischen den Nervenzellen, indem sie deren Axone mit einer Substanz namens Myelin überziehen und somit isolieren.

Da die Myelinschicht ständig erneuert werden muss, die Myelin-produzierenden Zellen jedoch durch 5-FU zerstört werden, degeneriert die Isolierung zunehmend. Die Nervenzellen können somit die Signale nicht mehr effizient weiterleiten, was zu neurologischen Problemen führen kann. Die Forscher betonen, dass diese Effekte mit der Dosis zusammenhängen und nicht bei allen Patienten auftreten. 5-FU wird seit über 40 Jahren in der Behandlung unter anderem von Brust-, Eierstock-, Darm- und Pankreaskrebs verwendet.

Krebspatienten berichten häufiger von neurologischen Nachwirkungen einer Chemotherapie, wie zum Beispiel Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, Schlaganfällen, Sehstörungen und sogar Demenz, die häufig unter dem Begriff Chemo Brain zusammengefasst werden. Diese Symptome treten bisweilen erst Monate nach Beendigung der Therapie auf, wenn die Medikamente den Körper längst verlassen haben.

In einer früheren Studie hatten Noble und seine Kollegen bereits gezeigt, dass die Chemotherapeutika Carmustin, Cisplatin und Cytarabin Oligodendrozyten und ihre Vorläuferzellen stärker beeinträchtigen als verschiedene Arten von Krebszellen [2]. Die zeitliche Verzögerung der Symptome des Chemo Brain konnten sie damit jedoch nicht erklären. (alj)

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