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Astrophysik: Vom Mond aus in die Sterne blicken

Die chinesische Raumsonde Chang'e-3 erforscht nicht nur den Erdtrabanten, sondern auch den tiefen Weltraum weit jenseits des Sonnensystems. Sie scannte mit einem speziellen Teleskop einen Bereich des Himmels im Ultravioletten, woraus sich ein Sternkatalog mit mehr als 86 000 Einträgen ergab.
Falschfarbenaufnahme der Erde im Ultravioletten von Apollo 16

Eine Sternwarte auf dem Mond klingt zunächst verrückt, ist es aber ganz und gar nicht. Denn der Mond ist für Astronomen auf der Erde ein großes Ärgernis, hellt er doch in rund der Hälfte eines Monats den Himmel mit seinem Licht beträchtlich auf. Solche romantischen Bedingungen erschweren oder verhindern jedoch Beobachtungen, bei denen es darum geht, einzelne Lichtquanten aufzufangen. Chinesische Wissenschaftler drehten nun den Spieß um – sie machten den Mond zum Standort ihrer Sternwarte, so dass sein Licht ihre Beobachtungen nicht stört. Darüber hinaus bietet der Erdtrabant Astronomen im Vergleich zur Erde einige Vorteile: Rund-um-die-Uhr-Beobachtungen sind möglich, keine Atmosphäre trübt den Blick zum Himmel. Zudem sind alle Spektralbereiche ungehindert zugänglich, darunter auch Ultraviolett. Ferner ist der Mond eine äußerst stabile Plattform, so dass sich ein Teleskop mit geringem mechanischem Aufwand auf den Himmel richten lässt. Der Name der chinesischen Mondsternwarte ist Chang'e-3, ihr Standort das Regenmeer, das Mare Imbrium.

Die Spiralgalaxie Messier 101 im Ultravioletten | Von der Mondoberfläche aus nahm die chinesische Raumsonde Chang'e-3 mit ihrem Ultraviolett-Teleskop die Spiralgalaxie Messier 101 im Sternbild Großer Bär auf. Im Ultravioletten sind vor allem heiße massereiche Sterne zu sehen. Sie geben einen Großteil ihrer Strahlung in diesem Spektralbereich ab.

Chang'e-3 ging im Dezember 2013 sanft auf der Mondoberfläche nieder. Die Sonde ist mit einer Vielzahl von Instrumenten ausgerüstet, die vornehmlich der Erkundung des Monds dienen, doch das Lunar-based Ultraviolet Telescope LUT widmet sich der Astronomie des Sternenhimmels. Es scannte rund anderthalb Jahre lang einen ringförmigen Himmelsbereich um den nördlichen Himmelspol des Monds ab und erfasste dabei rund 2400 Quadratgrad systematisch. Das Teleskop lieferte dafür Bilder mit einem Blickwinkel von etwas weniger als 1,5 Grad. Die Aufnahmen wurden nach der Übermittlung zur Erde im Computer automatisch verarbeitet und von störenden Artefakten befreit. Auf den dabei entstandenen Himmelskarten identifizierten die chinesischen Astronomen um Xian-Min Meng von der Chinese Academy of Sciences in Peking 86 467 Sterne und speisten sie in eine Datenbank ein, die in naher Zukunft im Internet öffentlich zugänglich sein wird.

Allerdings sind die Chinesen nicht die ersten Forscher, die den Mond als Beobachtungsplatz nutzen: Schon im Jahr 1972 brachten die Astronauten der Mondmission Apollo 16 ein Ultraviolett-Teleskop auf den Mond, das kleine Himmelsbereiche fotografisch auf Filmen belichtete. Diese nahmen die Astronauten dann wieder zurück zur Erde. Sollten bemannte Flüge zum Mond in absehbarer Zeit wieder aufgenommen werden, dann könnte sich der lang gehegte Traum der Astronomen von einem Großobservatorium auf dem Erdtrabanten endlich verwirklichen. Der Weg bis dahin ist jedoch noch weit.

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