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13 Hunderassen im Vergleich: Kluger Collie, cooler Hovawart

Finnische Forscherinnen haben 13 Hunderassen mit standardisierten Tests verglichen. Ob Border Collie oder Hovawart, Cockerspaniel, Malinois oder Golden Retriever: Sie alle zeigten Besonderheiten.
Hovawart vor Schneelandschaft
Der Charakter des Hovawart wird oft als selbstsicher beschrieben. (Symbolbild)

Golden Retriever gelten als besonders freundlich, Collies als klug, Hovawarts als gelassen. Diese und weitere rassetypische Tendenzen hat eine finnische Studie mit Verhaltenstests an rund 1000 Hunden bestätigt, wie die Forschungsgruppe um die Verhaltensforscherin Saara Junttila von der Universität Helsinki in den »Scientific Reports« berichtet.

Die Hunde, mindestens 40 pro Rasse, waren zwischen ein und acht Jahre alt und wurden überwiegend privat als Haustiere gehalten. Um sie zum Mitmachen zu motivieren, sollten sie in den Stunden vorher kein Futter bekommen. Bei den Tests erhielten sie dann ihre Lieblingssnacks oder auch ein Spielzeug, sofern sie sich dafür mehr begeisterten. Die Testreihe, entwickelt von einer der Forscherinnen, wurde von ihr und anderen geübten Versuchsleiterinnen nach einem standardisierten Protokoll durchgeführt. Vor den eigentlichen Testdurchgängen gab es Übungsrunden, um die Tiere mit den Aufgaben vertraut zu machen.

Schon die ersten Minuten zählten: Bei der Begrüßung der fremden Versuchsleiterinnen verhielten sich die Tiere unterschiedlich. Golden Retriever und Hovawart zeigten sich am seltensten ängstlich oder aggressiv. Doch während der Retriever die Unbekannte meist freundlich begrüßte, reagierte der Hovawart eher gleichgültig. Ängstliches oder aggressives Verhalten waren am ehesten typisch für den Sheltie und den Spanischen Wasserhund. Ein aufgeregtes Hallo gab es am häufigsten beim Australian Kelpie, und auch dem Labrador Retriever waren lebhafte Begrüßungen nicht fremd.

Als Nächstes wurde ein Aktivitätsmesser am Halsband befestigt. Dann durfte der Hund frei laufen und die unbekannte Umgebung auskundschaften, einen ungefähr 30 Quadratmeter großen Raum. Cockerspaniel und Belgischer Schäferhund (Malinois) gingen am häufigsten auf Erkundungstour, Shelties am seltensten; sie blieben lieber bei ihren Menschen.

Nun folgten die eigentlichen Tests (hier ein paar Videobeispiele). Lag der Lieblingssnack in einem durchsichtigen Behälter, steckten rund 80 Prozent der Border Collies gezielt und ohne Fehlversuch ihre Nase durch eine dafür vorgesehene Öffnung. Unter den Malinois schafften das nur knapp 60 Prozent; dafür gelang es fast allen von ihnen, innerhalb von drei Minuten den Weg um ein Gatter zu laufen. Daran scheiterten dagegen mehr als 20 Prozent der Golden Retriever. Unter den erfolgreichen Tieren brauchten Golden und Labrador Retriever am längsten; Border Collie, Australian Shepherd, Deutscher Schäferhund und Malinois kamen am schnellsten zum Ziel. Auch sonst bewegte sich der Malinois laut Aktivitätsmesser am meisten, der Hovawart am wenigsten.

Unter den Deutschen und Belgischen Schäferhunden gab es auch mehr Tiere, die eine verschlossene Futterbox eigenständig öffnen wollten. Um menschliche Hilfe bemühten sich am häufigsten Kelpie, Golden Retriever, Australian Shepherd und Border Collie. Zwei Minuten hatten die Tiere Zeit, eine Lösung zu finden – allerdings vergeblich, denn die Box ließ sich nicht öffnen. Dabei erwiesen sich Australian Shepherd und Border Collie als besonders ausdauernd: Fast 80 Prozent von ihnen blieben die ganze Zeit dran. Bei den Cockerspaniels gab mehr als jeder zweite auf, bevor die zwei Minuten abgelaufen waren.

Bei einem weiteren Versuch ging es darum, das Verständnis menschlicher Gesten zu testen. Dazu wiesen die Menschen mit einem Arm, Bein oder mit Blicken in Richtung von einem von zwei Töpfen, in dem die Hunde dann auch stets das erhoffte Futter vorfanden. Im Mittel folgten sie zu rund 80 Prozent den menschlichen Hinweisen, wobei sich die Rassen kaum unterschieden. Größer waren die Unterschiede, wenn der Mensch auf den leeren Topf zeigte: Insgesamt vertrauten rund 40 Prozent der Tiere mindestens einmal auf den falschen Hinweis. Unter den Cockerspaniels tat das sogar mehr als jeder Zweite, unter den Hovawarts hingegen nur jeder Fünfte.

In Tests auf Kurzzeitgedächtnis und logisches Denken gab es, wie in älteren Studien auch, keine bedeutsamen Unterschiede, berichten die Forscherinnen weiter. Sie schließen damit aber nicht aus, dass es Unterschiede geben könnte: Die Stichprobe sei weder repräsentativ für alle Hunderassen noch für andere Länder und Kulturen, und es handelte sich überwiegend um Tiere, die im finnischen Hundesport aktiv waren.

Ein Teil der Unterschiede könnte deshalb mit Trainingseffekten zu tun haben, räumen Junttila und ihre Kolleginnen ein. Sie glauben aber, dass es sich auch um angeborene Unterschiede zwischen den Rassen handelte. Beispielsweise orientierten sich Apportier- und Hütehunde sehr am Menschen, entsprechend den Aufgaben, für die sie gezüchtet worden seien. Hütehunde wie der Border Collie bräuchten außerdem eine hohe Impulskontrolle; Spürhunde dagegen müssten unabhängig vorgehen.

»Viele unserer Ergebnisse spiegeln die ursprünglichen und gegenwärtigen Funktionen der Rassen«, schreiben die Autorinnen. Manche Unterschiede ließen sich allerdings nicht auf diese Weise erklären, etwa die zwischen verschiedenen Hütehunden oder zwischen Golden und Labrador Retriever. Deshalb sei es wichtig, »mehr die Verhaltensunterschiede zwischen einzelnen Rassen als die zwischen Rassengruppen zu erforschen«.

Doch auch wenn eine Rasse etwas mehr oder weniger zu einem Verhalten neigt: Man kann daraus nicht auf das einzelne Tier schließen. Zum einen sind die Unterschiede innerhalb einer Rasse mindestens so groß wie die zwischen ihnen. Zum anderen werden angeborene Tendenzen von vielen anderen Einflüssen überlagert. Jeder Hund bringt sein individuelles Temperament mit, wird geprägt von frühen Sozialisationserfahrungen und nicht zuletzt vom Verhalten seiner Menschen.

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