Direkt zum Inhalt

News: Coole Krabben

Wenn sich die Erdatmosphäre weiter aufheizt, kann das fatale Folgen für temperaturempfindliche Tiere und Pflanzen haben. Überraschenderweise sind aber gerade an Kälte angepasste Krabben gegen die Klimaerwärmung gefeit.
Petrolisthes eriomerus
Porzellankrabben (Gattung Petrolisthes) kommen im östlichen Pazifik von Alaska bis Chile vor und sind an ein weites Spektrum verschiedener Temperaturen angepasst. Die Krustentiere leben im Bereich der Gezeitenzone, wo sie bei Ebbe unter Steinen verborgen die Flut abwarten. In diesem Lebensraum müssen die wechselwarmen Krabben mit enormen Temperaturschwankungen zurecht kommen: Bei Flut müssen sie im kalten Wasser auf Nahrungssuche gehen, bei niedrigen Wasserständen bei bis zu 20 Grad höheren Temperaturen ausharren.

Die Erwärmung des Erdklimas und zunehmende Spitzentemperaturen könnten den Porzellankrabben schlecht bekommen. Denn wenn sich die Umgebung über ein gewisses Maß aufheizt, setzt der Herzschlag der Tiere aus. Immerhin haben die Krebstiere eine gewisse Anpassungsfähigkeit, dank derer sie nach einer Akklimatisation an höhere Durchschnittstemperaturen auch extremere Temperaturmaxima ertragen können.

Um mehr über das Anpassungspotenzial von Porzellankrabben herauszufinden, fing Jonathon Stillman von der Stanford University vier verschiedene Petrolisthes-Arten im Golf von Kalifornien und an den nördlichen Küsten der USA und gewöhnte sie an verschiedene Wassertemperaturen, die bei den Südkrabben zwischen 15 und 25 Grad, bei ihren nördlichen Vettern zwischen 8 und 18 Grad variierten. Nachdem sich die Krabben akklimatisiert hatten, testete der Forscher ihre Temperaturtoleranz: Er erwärmte das Wasser schrittweise so lange, bis der Herzstillstand eintrat.

Erwartungsgemäß konnten die Südkrabben wesentlich höhere absolute Temperaturen ertragen als ihre Verwandten aus dem Norden. Aber die Fähigkeit der Akklimatisation war bei den Nordkrabben höher: Wärmeadaptierte Tiere konnten ihre maximale Tempereraturtoleranz um mehr als zwei Grad Celsius steigern. Bei den kalifornischen Krabbenarten hingegen konnte Stillman nur marginale Verbesserungen der Temperaturtoleranz feststellen – egal, wie warm oder kalt die Südkrabben gehalten wurden, ihre Temperaturtoleranz endete immer bei etwa 41 Grad.

Stillman vermutet, dass die kalifornischen Porzellankrabben bei der Anpassung an die höheren Temperaturen südlicher Gefilde einige Abstriche bei der Fähigkeit zur Akklimatisation machen mussten. Mit anderen Worten: Der Preis für ihre Spezialisierung war der Verlust der Flexibilität.

Noch liegen keine Daten über die Populationsentwicklung der kalifornischen Krabbenarten vor, aber Stillman befürchtet, dass ein dramatischer Rückgang der Krustentiere längst eingesetzt haben könnte: Schon der in den letzten Jahrzehnten erfolgte Temperaturanstieg liegt über der von ihm ermittelten Akklimatisationsgrenze der südlichen Porzellankrabben – so könnte ihr Schicksal im Golf von Kalifornien bereits besiegelt sein.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.