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Invasive Arten: Einwandernde Ameisen neutralisieren Gift ihrer Feinde

Feuerameise mit zwei Crazy Ants

2002 wurden sie erstmals in Texas beobachtet, inzwischen haben die aus Südamerika stammenden "Tawny Crazy Ants" (Nylanderia fulva) in weiten Teilen des Südostens der USA die ebenfalls invasiven Feuerameisen verdrängt. Ed LeBrun und sein Team von der University of Texas in Austin haben nun einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil der Neubürger entdeckt: Sie können das Gift der Feuerameisen mit einem eigenen Sekret neutralisieren und sind damit beinahe unangreifbar.

Kampf zwischen Feuerameise und Crazy Ant | Im Kampf gegen die deutlich kleineren Neueindringlinge setzen Feuerameisen auf ein hochaggressives Gift, das sie über den Stachel auf den Körper des Feindes bringen (siehe Tropfen oben). Die Crazy Ants haben jedoch ein Gegenmittel: körpereigenes Sekret, mit dem sie das Toxin neutralisieren.

LeBrun hatte Kämpfe zwischen Feuerameisen und N. fulva verfolgt und sich darüber gewundert, dass attackierte Crazy Ants sich kurz zurückzogen, den Hinterleib nach vorne bogen, ihre Mundwerkzeuge damit berührten und sich anschließend "putzten". Im Labor überlebten 98 Prozent der Crazy Ants, wenn sie sich nach Besprühen mit Feuerameisengift so selbst behandeln durften. Als die Forscher jedoch die Drüsenöffnung am Hinterleib mit Nagellack verschlossen, starben die Hälfte der Tiere nach einer Giftattacke.

LeBrun und seine Kollegen identifizierten Ameisensäure als entgiftende Substanz und vermuten, dass dieser Abwehrmechanismus im langen Konkurrenzkampf zwischen den beiden Arten in ihrer ursprünglichen Heimat Nordargentinien und Südbrasilien entstanden ist: Dort überschneiden sich die Lebensräume von Feuerameisen und Crazy Ants. Allerdings haben hier auch die Crazy Ants natürliche Feinde, die sie in Schach halten.

Crazy Ants beim Entgiften | Die beiden "Tawny Crazy Ants", die hier auf dem Bein einer Grille stehen, sind dabei, sich nach einem Giftangriff von Feuerameisen mit eigener Ameisensäure aus Drüsen am Hinterleib einzureiben und so das Toxin der Feinde zu entgiften.

In der neuen Heimat im südlichen Nordamerika allerdings hat das erneute Zusammentreffen der Konkurrenten noch unabsehbare ökologische Folgen. In den Jahren seit Ankunft der Feuerameisen hatten sich die Ökosysteme an die invasive Art angepasst und umgestaltet. Die Crazy Ants jedoch erfüllen im System eine andere ökologische Rolle, und da sie die Feuerameisen so erfolgreich verdrängen, werde es wohl wieder Umgestaltungen geben, so LeBrun. Auch für die Menschen der Region ist die Verdrängung nur bedingt eine gute Nachricht: Zwar sind Feuerameisen ihrer schmerzhaften Stiche wegen gefürchtet, doch Crazy Ants richten weit größere Schäden an und sind schlechter zu vertreiben als ihre Vorgänger. Das einzig Positive: Sie breiten sich nicht so schnell aus und sind für längere Strecken darauf angewiesen, dass sie von Menschen beispielsweise in Blumentöpfen verschleppt werden. Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen könnten also dazu beitragen, die Ausbreitung zumindest zu verlangsamen.

Crazy Ants entgiften Toxin ihrer Feinde

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