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Körperwahrnehmung: Das Gehirn überwacht den Herzschlag durch alternative Signalwege

Das Gehirn kann den Herzschlag des Körpers über verschiedene Signalwege wahrnehmen. Fällt einer dieser Wege aus, geht die Empfindung für den eigenen Puls nicht
Wege, den Herzschlag wahrzunehmen | Der grüne Pfeil zeigt den direkten Weg der Signalübertragung vom Herzen zur Insula, einer Gehirnregion, die für die Selbstwahrnehmung zuständig ist. Neu entdeckt wurde der somatosensorische Weg (blau), bei dem Sensoren in der Haut eine Rolle spielen.
verloren, so die Ergebnisse von Sahib Khalsa und seinen Kollegen von der University of Iowa. Die meist unterbewusste Wahrnehmung des Herzschlags ist Teil der Interozeption, der Wahrnehmung des Körperinneren. Fehler dabei können zu emotionalen und psychischen Problemen führen.

Forscher um Khalsa haben den somatosensorischen Kortex neben einem bereits bekannten Areal im Hirninneren als weiteres Zentrum für die Pulswahrnehmung identifiziert. Er verarbeitet Reize, die vor allem über Sensoren in der Haut aufgenommen werden. Die Verbindung zum Herzschlag ist neu, bisher wurde dessen Wahrnehmung ausschließlich der Insula in Kombination mit dem vorderen Zingulum zugeschrieben. Während die Insula wichtig für die Selbst- und Körperwahrnehmung ist, steuert das vordere Zingulum unter anderem den Puls.

Gehirn mit zerstörter Insula | Bisher wurde angenommen, dass die Insula (Ins) entscheidend für die Wahrnehmung des Herzschlags ist. Doch auch Patienten, deren Insula wie auf diesen Bildern zerstört ist, können ihren Herzschlag spüren.
Die Aushilfsfunktion des somatosensorischen Kortex zeigten die Forscher an einem Patienten, dessen Insula zerstört ist. Auf die Verabreichung einer adrenalinähnlichen Substanz reagierte er wie ein gesunder Mensch mit erhöhtem Puls, den er auch deutlich wahrnahm. Mit betäubter Haut und damit ausgeschalteten Sensoren war er dagegen nicht mehr in der Lage, seinen Herzschlag zu spüren.

"Die hier erforschten Wege zur Wahrnehmung des Herzschlags könnten bei verschiedensten Prozessen eine Rolle spielen", sagt David Rudrauf, der neben Khalsa an dem Projekt beteiligt ist, "vom Herzklopfen in Panik bis zum gebrochenen Herzen in der Trauer." (JvS)

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  • Quellen
Khalsa, S.S. et al.: The pathways of interoceptive awareness. In: Nature Neuroscience, 10.1038/nn.2411, 2009.

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