Mal ganz ehrlich: Dem Frühlingshimmel
fehlt’s an Pep. Anders als im Winter wecken
nun nur wenige Konstellationen unsere
Aufmerksamkeit. Eine davon ist Ursa
Maior, der Große Bär, der in diesem Monat
hoch über unseren Köpfen trottet.
Doch selbst die Sterne des Großen Wagens
innerhalb des Bären bringen es nur
auf 2. bis 3. Größe. Bleiben noch die richtig
hellen Frühlingssterne: Der Bärenhüter
("Bootes") kann mit Arktur aufwarten,
der mit 0. Größe scheint. In der Jungfrau
("Virgo") gibt es Spika mit 1. Größe
und im Herzen des Löwen ("Leo") den
1,4te-Größe-Stern Regulus. Südlich davon
liegen mehrere unauffällige Konstellationen,
die auf der Sterntafel teilweise
gar nicht eingezeichnet sind: das
Einhorn ("Monoceros"), der Krebs ("Cancer", Cnc), die Wasserschlange ("Hydra",
Hya), der Sextant ("Sextans") und der
Becher ("Crater", Crt).
Da hier keine Sterne stören, können
Sie dort Galaxien entdecken, die Millionen
von Lichtjahren entfernt sind.
Prädestiniert für Feldstecher ist etwa das Galaxienpaar M 81 und M 82. Auch im Löwen ("Leo") finden Sie
so einen Doppelpack: Unter seinem Hinterteil
liegen M 65 und M 66. Diese beiden
Spiralen stehen nur zwanzig Bogenminuten
auseinander. Ich habe diese 9.-Größe-Welteninseln schon mit einem großen
Feldstecher beobachtet, allerdings geht
das nur bei richtig dunklem Himmel.
M 66 präsentiert sich fast in Aufsicht.
In meinem Acht-Zoll-Reflektor hat die Galaxie einen hellen Kern, den ein etwas
unregelmäßiger, ovaler Halo von 9 × 4 Bogenminuten umschließt. Bei guten Bedingungen
deutet sich vage ein Spiralarm an, der sich nach Süden erstreckt.
M 65 bietet uns nur die Schmalseite. Die Ellipse misst 10 × 3 Bogenminuten
und zeigt eine deutliche zentrale Wölbung. Eine feine Staublinie
verläuft über ihre östliche Flanke.
Beide Galaxien passen gemeinsam in
das Gesichtsfeld eines mittelstark vergrößernden
Okulars. In einem Teleskop mit mehr Öffnung sehen Sie nördlich davon
noch NGC 3628 – wir schauen direkt auf die Kante dieser lichtschwachen Spiralgalaxie,
die das Trio vervollständigt.
Planeten im April
Venus bleibt mit – 4. Größe die unangefochtene
Königin des Abendrots. Sie steht am 1. April bei Sonnenuntergang mehr
als dreißig Grad über dem Westhorizont, am Monatsende sogar vierzig. Am dunklen
Himmel verschwindet sie erst dreieinhalb
Stunden nach der Sonne.
Beeindruckend groß ist ihre Scheibe
noch nicht: Am 30. April kommt sie auf
16 Bogensekunden. Doch ihre leicht gewölbte
Phase können Sie im Teleskop gut
ausmachen. Am besten ist die Sicht gleich
nach oder sogar kurz vor Sonnenuntergang,
wenn der helle Himmel das Gleißen
der Planetenscheibe abmildert.
Um die Aussicht am 19. April bei fortschreitender
Dämmerung zu genießen, brauchen Sie kein Fernrohr. Wenn es
dunkler wird, scheint Venus über zwei
Sternhaufen, die langsam in der Dämmerung
sichtbar werden: die v-förmigen Hyaden
um Aldebaran zur Linken sowie die
Plejaden zur Rechten.
Saturn, der bei Einbruch der Nacht
hoch im Südosten steht, zieht gegenläufig
("retrograd") zum Fixsternhimmel
nach Westen: durch den Löwen zur Grenze
zwischen diesem und dem Krebs. Um die
Monatsmitte herum stoppt der helle Planet
0,3ter Größe kurz vor dieser unsichtbaren
Linie, um anschließend seine Ostwärtsbewegung
aufzunehmen – prograd zu werden. Den ganzen Monat hindurch
können Sie mit einem Teleskop beobachten,
wie der Schatten des Globus auf den
Ringen wächst, während Saturn sich aus
seiner Opposition löst.
Jupiter erscheint zu Beginn des Monats
nach Mitternacht, zum Monatsende
dagegen schon wesentlich früher. Er
strahlt mit –2,4ter Größe, bleibt aber tief
im Süden des Schlangenträgers, etwa
zehn Grad ostnordöstlich von Antares.
Auch Jupiter bewegt sich nun für den
Rest des Frühlings und einen Großteil
des Sommers retrograd. Fürs Beobachten
mit dem Teleskop sollten Sie sich jetzt
die Stunden der Morgendämmerung reservieren,
wenn der Planet den Meridian
überquert und dabei seine maximale
Höhe über dem Horizont erreicht.
Mars, auf seiner scheinbar nicht enden
wollenden Jagd nach der Sonne,
zieht im morgendlichen Zwielicht eineinhalb
Grad unterhalb der bläulichen
6.-Größe-Murmel Uranus vorbei. Der
Rote Planet bringt es dagegen auf 1. Größe,
Tendenz: heller werdend.
Der Mond lässt es diesen Monat ruhig
angehen. Wenn er am frühen Morgen des
7. aufgeht, ist die Bedeckung von Pi Scorpii
bereits vorüber. Auch der Vorbeigang
an Mars bleibt uns verborgen.
Wenn beide in der Morgendämmerung
des 14. aufgehen, sind sie schon wieder
mehr als anderthalb Grad voneinander
getrennt.
Als hätte er nach Neumond wieder
Kraft geschöpft, setzt er sich, drei Tage
alt, am 19. als Sahnehäubchen zwischen
Plejaden und Venus.
Gegen Mitternacht vom 26. auf den 27. bedeckt er – dunkle Seite voran – den 4.-Größe-Stern Rho Leonis für eine gute Stunde. Am 30. schließlich läuft er
etwa zwei Grad unter Spika vorbei (Grafik oben rechts).
Unscheinbare Meteore
In den Morgenstunden des 23. April
ist der Lyriden-Meteorschauer, benannt
nach dem Sternbild Leier ("Lyra"), am
besten zu sehen. Leider wird nur eine geringe
Aktivität erwartet. Selbst unter
einem recht dunklen Himmel werden
Sie wohl nicht viel mehr als ein Dutzend
Meteore pro Stunde zu Gesicht bekommen.
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