Der älteste Text in Buchstabenschrift

News: Der älteste Text in Buchstabenschrift

Ungezählte bereits bestehende Wörter und unzählige weitere Begriffe lassen sich mit den 26 Buchstaben (oder 30, wenn man die Umlaute und das 'ß' mitzählt) des Alphabets bilden. Die Zerlegung in kleinste Einheiten, deren verschiedene Kombinationen die unterschiedlichen Bedeutungen tragen, reduziert den Aufwand beim Lesenlernen auf ein erträgliches Maß. Der wichtige Schritt von einer Bilder- zur Buchstabenschrift fand vor fast 4000 Jahren statt. In Ägypten entdeckten Archäologen zwei Kalksteine mit den ältesten bekannten Buchstaben- Inschriften. Die Autoren waren allerdings trotz des Fundortes wahrscheinlich keine Ägypter, sondern semitische Händler oder Arbeiter.

Zwischen 1 800 und 1 900 v. Chr. ritzte irgendjemand ein paar Buchstaben in die beiden Kalksteine, die ein Archäologenteam um John Coleman Darnell von der Yale University westlich der heutigen Stadt Luxor gefunden hat. Damals sprühte die Region förmlich vor Leben. Zur Zeit der Pharaonen führte eine Karawanenstraße Händler, Boten, Militär und Reisende durch das Land, wo mittlerweile Wüste herrscht.

Aber obwohl die Steine auf ägyptischem Boden lagen, vermuten Wissenschaftler, daß der Schreiber ein Semite war, von denen viele als Arbeiter, Söldner oder Händler an den Nil gekommen waren. Die Zeichen ähneln nämlich der Buchstabenschrift aus dem Zeitraum zwischen 1 700 und 1 500 v. Chr., die von den Wänden von Türkisminen auf der Sinai-Halbinsel bekannt ist.

Die Semiten vereinfachten vermutlich einige der vielen Hundert Hieroglyphen zu rund 30 Symbolen, aus denen sie ihre Wörter zusammensetzten. So wurde zum Beispiel aus aliph, das "Ochse" bedeutet, unser Buchstabe "A", bet für Haus stand Pate für das "B", und eine Zickzacklinie, die ursprünglich "Wasser" symbolisierte, wandelte sich zum "M".

Was der unbekannte Autor da in Stein verewigt hat, müssen die Forscher erst noch herausfinden. Sie vermuten einen religiösen Text, da eines der Worte "Gott" oder "Herr" bedeutet. Auf jeden Fall handelt es sich um ein interessantes Demonstrationsobjekt internationalen Kulturaustausches.

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