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Strom-Defizit: Der Balkan bringt Europas Uhren aus dem Takt

Streitigkeiten zwischen Serbien und dem Kosovo erzeugen ein Ungleichgewicht im Netz - der Verband der Netzbetreiber fordert eine politische Lösung.
Eine Digitaluhr in einem Herd

Dass seit Mitte Januar 2018 viele Uhren in ganz Europa plötzlich nachgehen, liegt an Stromnetzbetreibern in Serbien und im Kosovo. Die nämlich hatten versäumt, die Netzfrequenz gemäß den internationalen Normen zu regeln. Das schreibt der Verband Europäischer Übertragungssystembetreiber ENTSO-E in einer Pressemitteilung. Die Frequenz des Netzstroms hängt vom Gleichgewicht zwischen eingespeister und verbrauchter Energie ab. Nach Angaben von ENTSO-E fehlen in den beiden Ländern insgesamt 113 Gigawattstunden. Diese Differenz, so die Organisation, führe dazu, dass die durchschnittliche Wechselstromfrequenz im europäischen Stromnetz im Durchschnitt etwas geringer ist als 50 Hertz – ein bisher so nie dagewesener Zustand. Viele Uhren nutzen das Stromnetz als Taktgeber und gehen deswegen nach.

Die Differenz in den Frequenzen ist minimal, die ENTSO-E gibt den Durchschnittswert seit Mitte Januar als etwa 49,996 Hertz an. Dabei traten nach den Angaben von Jutta Hanson von der TU Darmstadt immer wieder minimale Frequenzen von 49,95 Hertz auf. Das reicht, um die Uhren seither um etwa sechs Minuten nachgehen zu lassen. Technisch seien die aufgetretenen Störungen für den Netzbetrieb nicht kritisch, das Ungleichgewicht könne aber unter Umständen zu höheren Kosten führen, weil das Netz an seine Übertragungsgrenzen stoße. Die ENTSO-E schätzt, dass es wohl einige Wochen dauert, bis das System wieder im Normalzustand ist. Das grundsätzliche Problem ist nach Ansicht der Organisation kein technisches: Ursache der Situation seien politische Differenzen zwischen den serbischen und den kosovarischen Behörden, für die eine politische Lösung gefunden werden müsse – sonst bestehe das Risiko derartiger Frequenzabweichungen auch in Zukunft fort.

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