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Ozeane: Der Blob ist verschwunden

Eine ungewöhnlich lang andauernde Warmwasserblase im Nordpazifik brachte die Umwelt und das Wetter im Nordwesten Amerikas durcheinander. Nun scheint sie zu verschwinden.
Meer

Drei Jahre lang beherrschte ein ausdauernder Hochdruckrücken den Pazifik vor Amerikas nordwestlicher Küste: Er bildete sich im Winter 2013/14 aus, drängte Stürme nach Norden ab und sorgte dafür, dass Kaliforniens Dürre lange anhielt und sich verschärfte. Das Hoch war so stabil, dass es Meteorologen sogar als "irrwitzig unverwüstlichen Rücken" (Ridiculously Resilient Ridge) bezeichneten. Und es hatte nicht nur Folgen für das Wetter an Land, sondern veränderte auch das Meer nachhaltig: Es entstand der "Blob" – eine dauerhafte Warmwasserblase, die weit reichende Folgen für das Leben im Ozean hatte. Erst jetzt scheint dieses Phänomen tatsächlich wieder zu verschwinden, wie Satellitendaten der NASA und der US-amerikanischen Meeres- und Wetterbehörde (NOAA) belegen.

Wegen des konstanten Hochdruckrückens schliefen die vorherrschenden und oft kräftigen Winde der Region ein: Das Wasser wurde weniger stark durchmischt, und das so genannte Upwelling – der Aufstieg kalten Tiefenwassers – unterblieb. Dadurch entwickelte sich eine ausgedehnte und stabile Schicht aus erwärmtem Wasser, die sich wie ein Deckel über kühlere Lagen legte. Zeitweise hatte die Blase einen Durchmesser von mehr als 1600 Kilometern und erreichte eine durchschnittliche Tiefe von mehr als 90 Metern. Bis zu drei Grad Celsius lagen die Temperaturen über dem langjährigen Durchschnitt; im nordöstlichen Pazifik registrierten Wissenschaftler die stärkste und ausdauerndste Temperaturanomalie seit Beginn der Aufzeichnungen.

Folgen für die Tierwelt

Die Natur reagierte auf ihre Weise: Kaltes Tiefenwasser ist sehr sauer- und nährstoffreich und fördert damit ein reichhaltiges Leben im Meer. Als die Zufuhr abgeschnitten war, verkümmerte das Plankton rasch, das an der Basis der Nahrungskette steht. Nahrungsmangel und Wärme sorgten dafür, dass viele Fischarten in kühlere Regionen oder in größere Tiefen abwanderten, weshalb am Ende Fischer, Seelöwen und verschiedene Seevögel kaum mehr Beute fingen. Es kam immer wieder zu größerem Massensterben wie beispielsweise seit dem Herbst 2015 bei Trottellummen in Alaska. Zahlreiche Seevögel konnten im letzten Jahr zudem nicht erfolgreich brüten, weil ihnen die Nahrung fehlte.

Dank des außerordentlich starken El Niños scheinen sich die Verhältnisse allerdings langsam zu normalisieren. Ab November lebten kräftige Windströmungen auf, die von Alaska aus südwärts bliesen und das Meer aufwühlten. Durch Verwirbelung gelangte kühleres Wasser erneut nach oben; zudem entzogen die kalten Luftmassen aus der Arktis dem Ozean zusätzlich Wärmeenergie. Die Wassertemperaturen sanken endlich und nähern sich langsam wieder dem langjährigen Mittel an: Ende letzten Jahres lagen sie nur noch 0,5 bis 1,5 Grad Celsius über dem üblichen Durchschnittswert, und vor der kalifornischen Küste sanken sie sogar zeitweilig unter die für die Jahreszeit üblichen Werte. Bereits Mitte Dezember bezeichnete der Meteorologe Cliff Mass von der University of Washington den Blob als "tot", doch erst jetzt scheint sich der Normalisierungstrend zu verfestigen.

Reste der Warmwasserblase sind aber weiterhin vorhanden: Bis in 300 Meter Tiefe hat sich mancherorts das Wasser aufgeheizt, aber noch nicht wieder abgekühlt. Bis sich die angesammelte Wärmeeneregie verflüchtigt, wird es nach Schätzungen der Forscher wohl einige Monate dauern. In Kürze wiederkehren dürfte der Blob allerdings nicht, vermutet der Atmosphärenforscher Nicholas Bond von der University of Washington: Er hatte dem Phänomen den prägnanten Namen verpasst. Vor der südkalifornischen Küste bleibt es zudem nach wie vor überdurchschnittlich warm, da sich hier der aufheizende Einfluss von El Niño weiterhin bemerkbar macht. Immerhin bringt diese Anomalie den lange ersehnten Regen und Schnee nach Kalifornien, was die schwere Trockenheit dort langsam abmildert.

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