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Fortpflanzung: Der Frosch, der aus dem Bambus kam

Der Weißgefleckte Buschfrosch galt lange als verschollen. Jetzt haben Biologen seine unter Amphibien fast einmalige Kinderstube entdeckt.
Weißgefleckter Buschfrosch

Jahrzehntelang galt der Weißgefleckte Buschfrosch (Raorchestes chalazodes) als ausgestorben oder zumindest verschollen, bis ein kleiner Restbestand 2011 im Regenwald des indischen Bundesstaats Tamil Nadu wiederentdeckt wurde. Seine heimliche Lebensweise trug sicherlich zu den fehlenden Nachweisen bei – und sie umfasst auch das zentrale Brutgeschäft dieser Amphibien, wie David Bickford von der National University of Singapore und seine Kollegen beobachtet haben. Denn die Männchen der Art zwängen sich durch winzigste Öffnungen in hohle Bambusstängel, um von dort aus nach Weibchen zu rufen. Diese quetschen sich dann ebenfalls in die Pflanze und legen darin fünf bis acht befruchtete Eier ab. Während sie danach das Nest wieder verlassen, hütet der Partner das Gelege, aus dem ohne Kaulquappenstadium schließlich winzige Nachwuchsfrösche schlüpfen. In der Zwischenzeit verlassen die Männchen den Bambus stets nur für kurze Zeit, um Nahrung zu suchen.

Weißgefleckter Buschfrosch | Durch eine winzige Öffnung im Bambusrohr zwängt sich dieser Frosch, um im Inneren seine Eier abzulegen.

Bei der Wahl des Brutplatzes sind sie relativ wählerisch, denn sie nehmen nur Hohlräume, die nicht vom Regen geflutet werden können: Überschwemmungen würden die Aufzucht gefährden. Dazu nehmen die nur 25 Millimeter großen Lurche Torturen auf sich, da sie sich mehrfach durch die maximal fünf bis zehn Millimeter großen Durchgänge im Bambusrohr quälen müssen – Insekten hatten sie zuvor freigefressen. Außer vom Weißgefleckten Buschfrosch kennt man dieses Verhalten nur noch von einer einzigen anderen Amphibienart, dem ebenfalls in Indien beheimateten Ochlandrae-Riedfrosch (Raorchestes ochlandrae). Die neue Erkenntnis soll jetzt helfen, den Buschfrosch zu schützen. Er kommt zwar auch in einem Naturschutzgebiet vor, doch nutzt die Bevölkerung die natürlichen Ressourcen und hackt beispielsweise den Bambus ab.

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  • Quellen
Biological Journal of the Linnean Society 10.1111/bij.12388,2014

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