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Glaziologie: Der Gletscher, der sich dem Trend widersetzt

Der Hubbard Glacier in Alaska ist der größte Gletscher außerhalb der Polargebiete, der ins Meer mündet. Und er wächst seit über 100 Jahren.
Der Hubbard Glacier (links mündet er im Meer) wächst seit 100 Jahren

Weltweit gesehen, gehört der Hubbard Glacier zu den wenigen Ausnahmen. Denn nur an wenigen Orten der Erde wie dem Karakorum oder in diesem Teil Alaskas wachsen die Gletscher noch trotz steigender Durchschnittstemperaturen. Doch der Hubbard Glacier wurde tatsächlich seit Beginn der Messungen 1895 mächtiger und schiebt seine Zunge fast kontinuierlich weiter in die Disenchantment Bay, wo er in naher Zukunft wohl einen Teil der Bucht vom angrenzenden Meer abschneiden dürfte. Das vermuten der Glaziologe Leigh Stearns von der University of Kansas und seine Kollegen anhand der besonderen Lage und Dynamik des Eispakets. Sein Einzugsgebiet reicht weit in die Saint Elias Mountains, die sich unmittelbar an die Küste anschließen und daher sehr hohe Niederschlagssummen pro Jahr empfangen. Der Schnee sammelt sich auf dem riesigen Gletscher und verfestigt sich zu Eis: Der Gletscher nimmt an Volumen zu und strömt schneller zur Küste.

Gleichzeitig trägt der Gletscher große Mengen Gestein ab, die er als Seiten- und Endmoränen mit sich führt: Sie stabilisieren seine Front und beschweren diese gleichzeitig, so dass der Gletscher auch im Wasser nicht aufschwimmt, sondern auf Grund liegt – was wiederum seine Vorstöße erleichtert. Zweimal in den letzten Jahrzehnten – 1986 und 2002 – erreichte der Hubbard Glacier bereits die ihm gegenüberliegende Halbinsel Gilbert Point und schnürte damit einen Teil des Fjords ab: Schmelzwasser ließ die Pegel darin rasch ansteigen, bevor sich das Wasser doch wieder einen Weg hindurchbahnte. Zwischen 2025 und 2043 könnte der Gletscher jedoch so weit vorgestoßen sein, dass die Bucht permanent zweigeteilt wird. Das sei jedoch spekulativ, schränkt Stearns ein, denn die Datierung geht von heutigen Bedingungen aus. Niemand könne aber prognostizieren, ob weiter steigende Temperaturen nicht doch irgendwann dafür sorgten, dass auch dieser Gletscher schmilzt. Wachsende Eiszungen profitieren gegenwärtig von stärkeren Schneefällen in ihren Einzugsgebieten, denn Gletscher werden vor allem von zwei Faktoren beeinflusst: dem Massenverlust im Zehrgebiet, wo das Eis taut, und der Eisbildung im Nährgebiet – die von den Niederschlägen abhängig ist.

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