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News: Der Kreis schließt sich

Vor ein paar Jahren lieferten Forscher den bahnbrechenden Beweis, dass sich das Universum im Laufe seiner Geschichte immer schneller ausdehnt. Doch daraus ergibt sich notgedrungen die Existenz einer mysteriösen treibenden Kraft, die nun von unabhängiger Seite gestützt wird.
In den Kugelsternhaufen am Rande der Milchstraße finden sich einige hunderttausend, mitunter sogar einige Millionen Sterne, deren chemische Zusammensetzung darauf schließen lässt, dass sie zu den ältesten Objekten des Universums gehören. Insbesondere die extrem geringen Gehalte schwerer Elemente deuten darauf hin, dass in ihnen noch keine Materie aus noch älteren, bereits vergangenen Sternen enthalten ist.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Alter solcher Kugelsternhaufen zu bestimmen, und jede ist mit unterschiedlichen Fehlern behaftet. Lawrence Krauss von der Case Western Reserve University in Cleveland und Brian Chaboyer vom Dartmouth College in Hanover haben deshalb diesbezügliche Ergebnisse der vergangenen Jahre statistisch neu bewertet und können den Kugelsternhaufen nun erstmals ein genaues Alter zuweisen. Demnach entstanden sie vor wenigstens 11,2 Milliarden Jahren, ein oder zwei Milliarden Jahre nach dem Urknall. Somit ist das Alter dieser ältesten Sterne des Universums von großer Bedeutung, weil sie ziemlich exakte Rückschlüsse auf das Alter des Universums zulassen.

Unabhängig davon lässt sich der Zeitpunkt des Urknalls aber auch mithilfe der so genannten Rotverschiebung bestimmen. Denn im expandierenden Weltall entfernen sich alle Objekte voneinander fort, sodass sich das Licht heller Galaxien - analog zum akustischen Dopplereffekt - im Spektrum hin zu größeren Wellenlängen verschiebt. Ganz ähnlich wie der Klang der Sirene eines Polizeifahrzeugs in der Ferne tiefer klingt, so verschiebt sich das Licht sich entfernender Galaxien in den roten Spektralbereich. Aus dieser Rotverschiebung lässt sich die so genannte Hubble-Konstante ableiten, die somit Ausdruck der Expansion des Weltalls ist und grundlegender Parameter für die Berechnung des Geburtsdatums des Universums.

Doch bei dem Vergleich dieser beiden Methoden stießen Krauss und Chaboyer auf eine signifikante Differenz. Und das war auch nicht anders zu erwarten, schließlich hatten Forscher schon 1998 die bahnbrechende Beobachtung gemacht, dass die Rotverschiebungen unterschiedlich weit von uns entfernter Supernovae nicht identisch waren, womit sie zugleich nachwiesen, dass die Hubble-Konstante gar keine Konstante ist. Vielmehr war nun klar, dass sich das Weltall im Laufe der Zeit immer schneller ausdehnt, bis sich irgendwann alles in nichts auflöst.

Würde man das Alter des Universums indes allein auf der Basis der mittleren Hubble-Konstante bestimmen, so käme man auf ungefähr neun Milliarden Jahre - und dann wären die Kugelsternhaufen älter als das Universum selbst.

Die Ursache für die Veränderlichkeit der Hubble-Konstante liegt seit Albert Einstein (1879-1955) auf der Hand. Denn er hatte in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie bereits eine mysteriöse Energie eingeführt, die verhinderte, dass das damals noch als statisch angesehene Universum irgendwann infolge der eigenen Schwerkraft kollabiert.

Später verwarf Einstein seine Eselei, doch als man 1998 jene bahnbrechende Entdeckung machte, dass die Expansion des Weltalls immer schneller erfolgt, war sie wieder da: Einsteins kosmologische Konstante. Nur wurde sie nun dunkle Energie genannt, eine nicht minder mysteriöse expandierende Kraft, die angeblich 70 Prozent des Universums ausmacht und gegen die Schwerkraft wirkt. Und diese dunkle Energie ist es, die nach Ansicht von Krauss und Chaboyer beide Methoden der Altersbestimmungen in Einklang zu bringen vermag.

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