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Paläontologie: Der Nager mit dem Krokodilbiss

In Südamerika lebte einst ein extrem beeindruckendes Nagetier von der Größe eines Bisons. Nun haben Paläontologen mehr über sein kräftiges Gebiss herausgefunden.
Josephoartigasia monesi

Josephoartigasia monesi war ein Nagetier, wie es heute keines mehr gibt: groß wie ein Bison, schwer wie ein Elefant – und mit einem Gebiss, das selbst dasjenige von Tigern oder Krokodilen übertrumpfte, wie Paläontologen um Philip Cox von der University of York nun ermittelt haben. Mit den Backenzähnen konnte es demnach eine Beißkraft entwickeln, die 4165 Newton entsprechen würde – dreimal mehr als heutige Großraubtiere. Selbst an der Spitze der dicken, vorderen Schneidezähne erreichte der Riesennager noch 1400 Newton. Zudem war dieser Teil des Gebisses extrem stabil, denn es widerstand noch einer dreimal höheren Belastung, als sie beim normalen Zubeißen aufgetreten wäre. Cox und Co schließen daraus, dass diese Zähne nur in zweiter Linie dem Zerkleinern von Nahrung dienten. Wahrscheinlich grub Josephoartigasia monesi damit Wurzeln aus, verteidigte sich gegen Angreifer oder nutzte sie, um sein Revier zu behaupten – ähnlich wie dies heute Elefanten mit ihren Stoßzähnen praktizieren.

Beschrieben wurde die gigantische Art erst vor wenigen Jahren anhand eines 53 Zentimeter langen Schädelknochens, der 1987 am Ufer des Río de la Plata in Uruguay ausgegraben worden war: Er ist bislang der einzige bekannte Beleg für das Riesennagetier, dessen nächster, heute noch lebender Verwandte das Pakarana (Dinomys branickii) ist – das aber nur bescheidene 15 Kilogramm auf die Waage bringt. Beide gehören zur Familie der Dinomyidae, was übersetzt ungefähr "Schreckliche Mäuse" bedeutet. Josephoartigasia monesi starb wahrscheinlich vor drei Millionen Jahren gegen Ende des Pliozäns aus.

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