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Beobachtungstipp: Der nahe Vorbeiflug des Asteroiden 2004 BL86

Am 26. Januar zieht der Asteroid 2004 BL86 relativ nahe an der Erde vorbei. Dieser Vorbeiflug stellt keinerlei Gefahr dar, bietet Astronomen aber eine willkommene Gelegenheit, die Eigenschaften dieses Himmelskörpers zu ermitteln. Mit kleinen Teleskopen lässt sich der Vorbeiflug sogar selbst verfolgen.
Asteroid 433 Eros (Symbolbild)

Die gute Nachricht vorweg: Dieser Asteroid wird nicht auf der Erde einschlagen. Er wird unserem Planeten noch nicht einmal gefährlich nahe kommen, sondern in einem komfortablen Sicherheitsabstand von 1,2 Millionen Kilometern vorbeiziehen. Das ist immerhin mehr als drei Mal so weit wie die mittlere Entfernung von der Erde zum Mond.

Lassen Sie sich also bitte nicht von beunruhigenden Schlagzeilen irritieren, die Ihnen vielleicht Ihre morgendliche Zeitung zum Frühstück serviert. Bereits in den vergangenen Tagen waren in Online-Medien folgende Beispiele zu lesen: "Riesiger Asteroid rast nur knapp an der Erde vorbei", "Der Asteroid 2004 BL86 wird nur knapp an der Erde vorbeischrammen", "500-Meter-Brocken stürzt auf die Erde zu" oder gar "Asteroid 2004 BL 86 könnte Deutschland zerstören". Solche sensationsheischenden Sätze sind maßlos übertrieben.

Lassen wir die Fakten sprechen: Der Himmelskörper mit der astronomischen Bezeichnung 2004 BL86 gehört zu den Apollo-Asteroiden. So heißt eine Gruppe von Himmelskörpern, die auf stark elliptischen Bahnen die Sonne umkreisen und dabei auch die Bahn der Erde kreuzen können. Je nachdem, wie die Bahnebene eines solchen Apollo-Asteroiden liegt, kann er sich der Erde gelegentlich dicht annähern. Weil dabei auch ein gewisses Risiko der Kollision besteht – der Asteroid also auf der Erde einschlagen könnte –, versuchen die Astronomen, möglichst alle erdnahen Asteroiden zu erfassen und ihre Eigenschaften zu bestimmen.

Im Jahr 2000 waren etwas mehr als 400 Asteroiden bekannt, die der Apollo-Gruppe angehören. In der Zwischenzeit ist ihre Anzahl durch die intensiven Beobachtungsprogramme der letzten Jahre auf knapp 6000 angestiegen. Der größte Asteroid der Apollo-Gruppe – (1866 Sisyphus) – hat einen Durchmesser von 8,5 Kilometern. Die kleinsten bekannten Apollo-Asteroiden sind hingegen nur einige Meter groß.

Der Durchmesser dieser Himmelskörper muss in der Regel aus ihrer Helligkeit abgeleitet werden. Denn auf Grund ihrer geringen Größe und der hohen Entfernung erscheinen sie im Teleskop nur als Lichtpunkt. So ist auch die Größe von 2004 BL86 nur ungefähr bekannt. Sein Durchmesser dürfte zwischen 500 und 1000 Meter betragen. Damit gehört er zu den größeren Exemplaren der Apollo-Asteroiden.

Seinen relativ nahen Vorbeiflug an der Erde in der Nacht vom 26. auf den 27. Januar 2015 werden die Astronomen deshalb dazu nutzen, die Eigenschaften von 2004 BL86 zu messen.

Bahn des Asteroiden 2004 BL86 | Der Asteroid 2004 BL86 – hier seine Position am 19. Januar 2015 – wird am 26. Januar in rund 1,2 Millionen Kilometer Abstand an der Erde vorbeiziehen.

Wer ein kleines Teleskop sein eigen nennt, kann versuchen, den Vorbeiflug von 2004 BL86 selbst zu beobachten. Die dazu nötigen Daten hatten wir in der Januarausgabe von „Sterne und Weltraum“ abgedruckt. An dieser Stelle möchten wir die wichtigsten Angaben noch einmal wiederholen. Auch wenn die Wetterprognose für die Zeit des Vorbeiflugs nicht optimal ist: Vielleicht gelingt es erfahrenen Beobachtern doch, in Wolkenlücken den Asteroiden zu erspähen oder mit einer Kamera aufzunehmen. Die besten Chancen auf wolkenfreie Sicht dürften sich im Alpenraum ergeben.

Die dichteste Annäherung des Asteroiden 20014 BL86 erfolgt am 26. Januar gegen 17 Uhr MEZ. Sein Abstand zur Erde beträgt dann 1,2 Millionen Kilometer. Zu diesem Zeitpunkt steht der Asteroid von Deutschland aus gesehen noch unter dem Horizont. Wenn 2004 BL86 gegen 19 Uhr aufgeht, entfernt er sich also schon wieder von uns. Seine Helligkeit wird dann aber trotzdem noch zunehmen, weil er uns anfangs nur einen Teil seiner beleuchteten Fläche zuwendet: Die scheinbare Helligkeit steigt von 9,6 mag zur Zeit seines Aufgangs bis 9,1 mag kurz vor seinem Untergang gegen 8 Uhr am Morgen des 27. Januar. Der Asteroid erscheint uns in dieser Nacht also wie ein Stern neunter Größe. Objekte dieser Helligkeit sind nicht mit bloßem Auge zu erkennen. Vielmehr ist ein kleines Teleskop oder ein lichtstarkes Fernglas nötig. Und man muss wissen, wo man hinschauen muss, denn Sterne dieser Helligkeit sind sehr zahlreich am Himmel.

Aufsuchkarte für den Asteroiden 2004 BL86 | In der Nacht vom 26. auf den 27. Januar 2015 bewegt sich der Asteroid 2004 BL86 rasch durch die Sternbilder Wasserschlange und Krebs. Mit einer Helligkeit zwischen 10 mag und 9 mag lässt er sich mit kleinen Fernrohren beobachten oder gut fotografieren. Die Uhrzeiten sind in MEZ angegeben. Die Karte wurde mit der Software Stellarium erstellt.

In der Zeit von seinem Aufgang bis zu seinem Untergang in der Nacht vom 26./27. Januar wird 2004 BL86 eine Strecke zurücklegen, die etwa von dem Sternhaufen M48 im Sternbild Wasserschlange bis zu dem Sternhaufen M44 (Praesepe) im Sternbild Krebs reicht. Pro Stunde legt der Asteroid eine Winkeldistanz von 2,5 Grad am Himmel zurück. Das entspricht 2,5 Bogensekunden pro Sekunde. Diese Bewegung ist schnell genug, um sie nach einigen Minuten im Okular eines Teleskops erkennen zu können, insbesondere wenn der Asteroid nahe an einem Hintergrundstern vorbeizieht. Wer eine Fotokamera mit einer Montierung der scheinbaren Bewegung der Sterne nachführt und einige Minuten belichtet, wird 2004 BL86 unter den punktförmig abgebildeten Sternen als Strichspur erkennen können.

Ephemeriden 2004 BL86 | Die Ephemeriden des Asteroiden oder Planetoiden 2004 BL86

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