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Auszeichnung für SuW-Autor: Deutscher Astronom erhält Spinozapreis

Der deutsche Astrophysiker und Spektrum-Autor Heino Falcke von der niederländischen Radbourg Universität Nijmegen erhält heute den Spinozapreis der Niederländischen Organisation für wissenschaftliche Forschung (NWO).
Heino Falcke
Heino Falcke erhält heute den mit 2,5 Millionen Euro dotierten Spinoza-Preis, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Niederlande. Der deutsche Astrophysiker war in den letzten Jahren maßgeblich an der Entwicklung und dem Aufbau des digitalen Radioteleskops LOFAR beteiligt. Eine ausführliche Beschreibung des Projekts LOFAR veröffentlichte Falcke im Maiheft 2004 von "Sterne und Weltraum" (siehe Link auf dieser Seite). Kurz bevor LOFAR ans Netz ging, berichtete er gemeinsam mit seinem Kollegen Rainer Beck vom Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie in "Spektrum der Wissenschaft" über das Projekt (Per Software zu den Sternen in SdW 7/2008, kostenfreier Download).

LOFAR-Stationen sind über ganz Europa verteilt | Eine LOFAR-Station entstand bei Effelsberg in der Eifel. Aus luftiger Höhe vom dortigen 100-Meter-Radioteleskop herab fällt der Blick auf die Lowband-Antennen im Vordergrund und die dunkle Highband-Antennenfläche im Hintergrund.
LOFAR steht für Low-Frequency Array und bezeichnet ein über ganz Europa verteiltes Antennenfeld, das im Niederfrequenzbereich arbeitet. Die einzelnen Antennen vermessen gleichzeitig den gesamten Radiohimmel; die Daten werden digital gespeichert und von einem Supercomputer in den Niederlanden ausgewertet. Fokussiert wird ebenfalls erst nach der Messung, mit Hilfe von spezieller Software. So können die Forscher jeden beliebigen Punkt im Universum ansteuern, ohne dass sie das Teleskop neu ausrichten müssen. Bei konventionellen Radioteleskopen ist diese Justage zeitaufwändig, überdies können sie in dieser Zeit keine Signale empfangen. Mittlerweile sind 27 der geplanten 42 Stationen in Betrieb (Kurzbericht über den Projektstart: LOFAR läuft!, Sterne und Weltraum 6/2010).

Mit LOFAR wollen Astronomen vor allem auch die Epoche der Reionisation untersuchen. In dieser Zeit, etwa 400 Millionen Jahre nach dem Urknall, bildeten sich die ersten Galaxien. Die entstehenden Sterne schickten ihr Licht in das bis dahin dunkle Weltall – genau diese Signale versuchen Falcke und seine Kollegen aufzuspüren.

Das Zeitalter der Reionisation | Nach dem Urknall war der Kosmos lange Zeit nachtschwarz. Erst der Beginn der Reionisation markierte das Ende der dunklen Ära. Zu dieser Zeit begann das Wasserstoffgas zu ionisieren. Seither wurde das meiste Gas im Universum in Ionen umgewandelt – sichtbar im Linienspektrum des Wasserstoffs. Allerdings ist noch immer Strahlung von Atomen aus der Zeit vor der Reionisation im Kosmos unterwegs. Diese niederfrequente Strahlung fangen die Astronomen mit LOFAR ein, um Erkenntnisse über den Beginn der Reionisation zu gewinnen.
Die offizielle Verleihung des nach dem niederländischen Philosophen Baruch de Spinoza (1632 – 1677) benannten Preises der Niederländischen Organisation für wissenschaftliche Forschung (NWO) findet heute in Den Haag statt.

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