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News: Diät für's Gehirn

Lebenslange Diät hält jung - von Nagetieren ist das schon lange bekannt, und 1998 konnten es Wissenschaftler auch für Primaten belegen. Aber das scheint nicht der einzige positive Effekt zu sein, denn die reduzierte Kalorienzufuhr hält offenbar, zumindest bei Mäusen, auch das Gehirn länger gesund. Da die Alterungsprozesse im Gehirn der Tiere mit denen beim Menschen durchaus vergleichbar sind, hoffen die Wissenschaftler, nun vielleicht neue Medikamente gegen Parkinson oder Alzheimer entwickeln zu können.
Wer weniger futtert, bleibt länger fit – und zwar nicht nur körperlich, sondern auch im Gehirn. Zu diesem Ergebnis kommen Cheol-Koo Lee, Richard Weindruch und Tomas A. Prolla von der University of Wisconsin in Madison. Die Wissenschaftler untersuchten an Mäusen die Aktivität von 6347 Genen, womit sie immerhin zwischen fünf und zwanzig Prozent des gesamten Mausgenoms erfassten. Dafür verwendeten sie einen Gen-Chip, der ihnen gleichzeitig Daten von mehreren Tausend Genen liefern kann.

Die Forscher konzentrierten sich auf die Genaktivität in zwei besonders wichtigen Regionen des Gehirns: Der Großhirnrinde, die an höheren Funktionen des Denkens beteiligt ist, und des Kleinhirns, das für die Bewegungssteuerung und die Kontrolle von Muskelfunktionen verantwortlich ist. Dabei verglich das Team zwei Mäusegruppen miteinander, von denen sie die eine normal ernährten, der anderen jedoch nur 76 Prozent der Kalorien fütterten.

Und die Diät zeigte tatsächlich Wirkung. Denn normalerweise werden im Alter zunehmend bestimmte Gene aktiviert, die für entzündliche oder Stressreaktionen codieren, wie sie zum Beispiel durch freie Radikale ausgelöst werden. Diese hoch reaktiven Moleküle zirkulieren im Körper und können im Laufe der Zeit Zellen empfindlich schädigen. Bei den Mäusen mit reduzierter Kost jedoch war die gesteigerte Aktivität geringer ausgeprägt als bei ihren normal versorgten Artgenossen (Nature Genetics vom Juli 2000).

Die Ergebnisse könnten vielleicht dazu beitragen, die grundlegenden Prozesse von neurologischen Störungen wie der Parkinsonschen oder Alzheimerschen Krankheit zu klären, deren Symptome meist erst im Alter auftreten. Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass hierfür Entzündungen und Schädigungen durch freie Radikale eine wichtige Rolle spielen könnten. Der Mechanismus, durch den eine reduzierte Kalorienzufuhr im Gehirn bestimmte Alterungsprozesse verzögert, ist allerdings noch nicht bekannt, erklärt Weinbruch. Dafür zeigt die Studie, dass offensichtlich bei so verschiedenen Tierarten wie Mäusen, Affen und auch dem Menschen ähnliche Alterungsprozesse im Gehirn auftreten. Deshalb hoffen die Wissenschaftler, dass die neuen Erkenntnisse über das Zusammenspiel von Genen und Gesundheit des Gehirns nun dazu beitragen können, Medikamente zu entwickeln. "Es bedeutet, dass wir Mäuse nutzen können, um Medikamente zu überprüfen, mit denen wir diese Prozesse beim Menschen verhindern können", meint Prolla.

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