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Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Deep-Sky mal anders – die Highlights der ersten Oktoberhälfte

Nach dem spektakulären Vollmond Ende September mit totaler Mondfinsternis ist am 13. Oktober wieder Neumond. Somit ist es Zeit für schwächere Himmelsobjekte. Die Sommermilchstraße steht immer noch hoch am Himmel, und in der zweiten Nachthälfte schaut sogar schon der Orion über den Horizont.
Krebsnebel
An dieser Stelle möchten wir Ihnen im Abstand von rund zwei Wochen aktuelle Beobachtungstipps bieten. Es geht vor allem um Objekte, die sich mit einem Feldstecher oder einem kleinen Teleskop beobachten lassen. Sie eignen sich somit besonders für Einsteiger in das Thema Himmelsbeobachtung.

Im Sternbild Schwan befindet sich ein riesiger Nebelkomplex mit vielen Staubwolken. Die meisten Nebel im Schwan sind einfach nur Stellen, an denen der rote Wasserstoffnebel hinter dem Staubvorhang zu sehen ist. Deutlich wird das, wenn man sich eine lange belichtete Panoramaaufnahme des Schwans ansieht.

Der Cygnus-Nebelkomplex im Sternbild Schwan | Gerold Wagner nahm dieses lange belichtete Bild des riesigen Nebelkomplexes im Sternbild Schwan mit einem H-Alpha-Filter auf. Man erkennt deutlich die Staubwolken vor dem rot leuchtenden Wasserstoffgas. Der Crescentnebel ist die kleine "Bohne" rechts unten. Meine Empfehlung: einfach in dieses fantastische Bild eintauchen und genießen.
Für weitere Informationen über das Geschehen am Nachthimmel im Oktober empfehlen wir Ihnen die monatliche Rubrik "Aktuelles am Himmel", die in jedem Heft von "Sterne und Weltraum" erscheint.

Einer will allerdings nicht so ganz passen. Im Hals des Schwans findet man den "Crescent-", "Ohren-" oder "Sichelnebel" NGC 6888. Er beinhaltet im Gegensatz zur H-Alpha-Umgebung auch eine Hülle aus dreifach ionisiertem Sauerstoff (OIII). Im Teleskop ab sechs Zoll oder 150 Millimeter Öffnung ist er als ohrenförmiges Oval zu sehen, daher der Name. In größeren Teleskopen ab zwölf Zoll oder 300 Millimeter Öffnung kann man die Netzstruktur des kokonartigen Gebildes sehen. Auf Grund seines Aussehens könnte man ihn glatt für einen Planetarischen Nebel halten. Er wird allerdings von einem Wolf-Rayet-Stern beleuchtet und ist wohl aus diesem entstanden. Ein Wolf-Rayet-Stern ist ein Roter Riese am Ende seiner Lebensdauer. In Planetarischen Nebeln befinden sich dagegen Weiße Zwerge.

Der Krebsnebel im Sternbild Stier | Vladimir Rau nahm dieses Bild des Krebsnebels auf. Leider kommt der visuelle Eindruck im Teleskop nicht an ein solches Foto heran. Die Fakten hinter dem Nebel sind allerdings spektakulär.

Der Krebsnebel Messier 1 liegt im Stier und ist derzeit am besten in der zweiten Nachthälfte zu sehen. Er findet sich direkt über Zeta Tauri, der linken Hornspitze des Stiers. In kleinen Teleskopen erscheint er sehr unspektakulär als längliches Wölkchen und zeigt in größeren eine leicht zerfaserte Struktur. Seine volle Schönheit entfaltet er nur auf Fotos, dort ist der Nebel als buntes Netz aus Gasfilamenten zu sehen. Der Krebsnebel ist hauptsächlich für seinen Zentralstern, den Krebspulsar, bekannt. Der ursprüngliche Stern ist auf eine Größe von geschätzt nur noch 30 Kilometern zusammengeschrumpft und dreht sich unglaublich schnell, mehr als 30-mal pro Sekunde. Der Nebel selbst expandiert so schnell, dass auf Bildern mit nur wenigen Jahrzehnten Abstand schon eine deutliche Ausdehnung sichtbar ist.

Ein weiteres Objekt, das zu diesem Zeitpunkt schön im Zenit steht, ist der Californianebel NGC 1499. Er ist zwar sehr groß, aber nur im Licht von H-Beta zu sehen; auf Fotos zeigt er sich direkt als roter Nebelschleier. Um ihn visuell zu beobachten, benötigt man ein kleines Teleskop mit sehr geringer Vergrößerung oder ein gutes Fernglas. Das eigentliche Problem ist aber, dass auf jeden Fall exzellente Bedingungen und ein H-Beta-Filter benötigt werden. Ein solcher wirkt nur an einer Hand voll von Nebeln am Himmel und ist deshalb nicht sehr verbreitet. Er wird auch oft "Pferdekopfnebel-Filter" genannt, da dieser Nebel wohl das prominenteste Beispiel seiner Wirkung ist. Wenn man aber zusammen mit erfahrenen Beobachtern seinem Hobby nachgeht, findet sich meistens doch jemand, der diesen Filter sein Eigen nennt. Damit ist der Nebel als zerfasertes längliches Band bei Xi Persei im Perseus zu sehen. Mich hat es besonders gefreut, ihn mal live zu sehen, da ich ihn sonst immer nur auf Bildern bewundern konnte.

Der Californianebel | Diese Aufnahme des Californianebels gibt recht gut den visuellen Eindruck wieder. Bedenken Sie aber bitte, dass man visuell solche Nebel nur in Schwarz-Weiß sieht.

Je weiter es in Richtung Monatsmitte geht, umso früher bekommen wir wieder den Mond zu sehen. Er steht am 11. Oktober besonders nahe bei Merkur, der seine beste Morgensichtbarkeit kurz vor Sonnenaufgang vom 7. bis zum 12. Oktober um etwa 6:30 Uhr MESZ hat. Wer also früh aufstehen muss, sollte einen Blick zum Osthorizont wagen. Dort wird man außerdem auch von einer tollen Planetenparade überrascht: Vom 8. bis zum 11. Oktober tummeln sich hier Mond, Mars, Venus und Jupiter.

Die Planetenparade am frühen Morgen vom 7. bis zum 11. Oktober 2015 | In der ersten Oktoberhälfte lassen sich am Morgenhimmel die Planeten Merkur, Jupiter, Venus und Mars sichten, auch der Mond gesellt sich dazu.

Es gibt im Oktober wieder eine interessante Sternbedeckung: Am 6. Oktober wird um 23:16 Uhr MESZ der Asteroid (5508) Gomyou den Stern HIP 12773 bedecken. Dieser Stern befindet sich direkt neben Omikron Arietis im Sternbild Widder und hat eine Helligkeit von 8,2 mag. Er sollte also unter guten Bedingungen noch gerade eben mit einem Fernglas zu sehen sein. Der Bedeckungspfad geht über Großbritannien (Swansea, Peterborough) über die Nordsee weiter nach Kiel, über die Ostsee, über Lettland nach Russland. Sein Helligkeitsabfall beträgt etwa 8 mag. Für den visuellen Beobachter wird der Stern also komplett verschwinden.

Aufsuchkarte für den Stern HIP 12773 | Am späten Abend des 6. Oktober 2015 wird der Asteroid (5508) Gomyou den 8,2 mag hellen Stern HIP 12773 im Sternbild Widder bedecken und ihn für einige Sekunden regelrecht "ausknipsen".
Bedeckungspfad für die Sternbedeckung durch den Asteroiden (5508) Gomyou | Die Sternbedeckung am 6. Oktober 2015 durch den Asteroiden (5508) Gomyou lässt sich nur vom hohen Norden Deutschlands aus beobachten, der Bedeckungspfad passiert unter anderem die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel.

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