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Afghanistan: Die bunten Buddhas von Bamiyan – für immer verloren?

Die Farbrekonstruktion
Seit dem 6. Jahrhundert blickten zwei riesige Buddha- Statuen auf das Tal von Bamiyan in Afghanistan – ehe die Taliban die Standbilder 2001 in wenigen Tagen zerstörten. Erst nach dem Sturz des Regimes hatten Forscher die Möglichkeit, die Statuen mit modernen Methoden zu untersuchen. Anhand der Bruchstücke will man nun Bautechnik und Farbgebung rekonstruieren und die Möglichkeiten eines Wiederaufbaus beurteilen.

Hier lassen sich gut die Tierhaare erkennen ... | ... die dem Lehm zur Stabilisierung beigemischt wurden.
Erwin Emmerling von der Technischen Universität München zeigt sich beeindruckt von der Kunstfertigkeit, mit der die antiken Baumeister die Statuen modellierten. Sie meißelten die 38 Meter und 55 Meter hohen Standbilder zunächst direkt aus einer Steilwand. Anschließend formten die Handwerker Kleidung und Details der Haut aus einer dicken Lehmschicht. Verschiedene Zusätze sorgten dabei für eine beeindruckende Haltbarkeit – Stroh und Häcksel gegen ein Austrocknen, Quarz gegen ein Schrumpfen des Lehms und Tierhaare zur Stabilisierung. Die Gläubigen bemalten die fertigen Statuen dann mit intensiven Farben, die regelmäßig aufgefrischt wurden. Die Roben der Buddhas strahlten so zunächst blau, rosa und orange, ehe das größere Standbild eine rote Farbschicht erhielt.

Die genaue Analyse der Farbspuren  | ... erlaubte die Rekonstruktion der einstigen Bemalung. Hier sind die Farbverläufe der Buddhas dargestellt, nachdem die größere Statue ihren roten Anstrich erhalten hatte.
Nach der Islamisierung der Region vernachlässigten die Bewohner die Skulpturen, die Farben verblassten und Bilderstürmer richteten schwere Schäden an. Ob das UNESCO-Weltkulturerbe jemals wieder in altem Glanz erstrahlen wird, ist unsicher. Die Restaurateure arbeiten an neuen Konservierungsmethoden und an einem 3D-Modell der Steinwand, um die Anordnung der Bruchstücke zu simulieren – trotzdem sieht Emmerling nur für den Wiederaufbau des kleineren Buddhas eine realistische Chance.

Julian Willuhn

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