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Exo-Gärtnern : Die erste Tomatenernte vom Marsboden

Tomaten, Radieschen, Rukola - all das ließe sich in Erde vom Mars passabel anbauen, zeigt ein Experiment niederländischer Forscher. Nur auf Spinat müssten Kolonisten verzichten.
Tomaten wachsen auch in Marsboden

In einem Gewächshaus in den Niederlanden haben Forscher getestet, ob sich benachbarte Himmelskörper zur Pflanzenzucht eignen. Und in der Tat ist das wohl der Fall. Zumindest der Boden von Mars und Mond lässt sich als Substrat für beliebtes Kraut und Gemüse aus dem heimischen Garten einsetzen, berichtet jetzt ein Team um Wieger Wamelink von der Universität Wageningen in einer Mitteilung der Universität.

Die erste geglückte Ernte brachten sie bereits im Oktober 2015 ein. Die "Pflanzerde" hatte ihnen die NASA geliefert. Freilich handelte es sich nicht um echtes Material von Mond und Mars, sondern um irdische Erde, die in ihrer chemischen Zusammensetzung denen der beiden Himmelskörper nachempfunden wurde. Das Grundmaterial bezog die US-Weltraumorganisation von einem Vulkangebiet in Hawaii (Mars) und in der Wüste Arizonas (Mond). Das Material vermengten die Wissenschaftler dann mit frisch geschnittenem Gras, das bei der Wasserspeicherung half und wohl auch eine gewisse Düngerfunktion übernahm. Gepflanzt wurden Erbsen, Tomaten, Roggen, Rukola, Gartenkresse und Spinat.

Frische Erbsen | Erbsenschoten gezogen in Material, das Mond (links) und Mars (Mitte) nachempfunden wurde, sowie eine Vergleichsprobe gewachsen in Erdenerde (rechts).

Die Ausbeute sei bei den Marsproben nicht wesentlich anders ausgefallen als bei Vergleichsproben in normalem Mutterboden. "Es stellt sich heraus, dass der simulierte Marsboden großes Potenzial hat, wenn er ordentlich vorbereitet und gewässert wird", sagt Wamelink. Bei einem ersten Anlauf im Jahr 2014 war die Ausbeute noch erheblich geringer ausgefallen. Nun jedoch nutzten die Forscher breitere Pflanzgefäße und den Grasschnittzuschlag. Die Pflanzen auf dem simulierten Mondboden produzierten immerhin noch ungefähr halb so viel Biomasse wie die irdischen Vergleichsproben. Nur der Spinat habe ein unbefriedigendes Ergebnis erbracht, so Wamelink in der Mitteilung.

Simulierter Mars (Mitte) und Mond (oben) | Ein Marstrog sei besonders verunglückt, berichten die Forscher. Das habe sich letztendlich auf die Statistik ausgewirkt, denn ohne diesen Fehlschlag hätten Erd- und Marsproben noch enger beieinandergelegen.

Ihre Testpflänzchen bauten er und sein Team unter normalen irdischen Bedingungen an, die keinerlei Ähnlichkeit mit den tatsächlichen Verhältnissen vor Ort haben – auf der ungeschützten Mars- und Mondoberfläche würde sich in Wirklichkeit keinerlei Pflänzchen halten. Darum gehen sie davon aus, dass erste Mond- oder Marskolonisten ohnehin ihre Gärten in unterirdischen Kavernen anlegen und dort in puncto Atmosphärenzusammensetzung, Temperatur und Beleuchtung für erdähnliche Zustände sorgen würden.

Ob ihr Gemüse genießbar ist, wissen die Forscher allerdings noch nicht. Die Böden von Mars und Mond enthalten viele Schwermetalle, die ins Pflanzenmaterial eindringen könnten. Dadurch könnte der Weltraumsalat eventuell für den Verzehr ungeeignet sein. Eine entsprechende Untersuchung wollen die Wissenschaftler nun im Rahmen eines Crowdfunding-Projekts angehen, für das man hier spenden kann. Mehr Informationen finden sich auf ihrer Facebook-Seite.

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