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Unterwasserarchäologie: Die Jagd nach antiken Seefahrern

Hunderttausende Schiffswracks aus der Antike liegen auf dem Grund des Mittelmeers. Neben dem Zahn der Zeit bedrohen auch Fischernetze die wertvollen Zeitzeugnisse. Mit Hightech wollen Archäologen aufspüren, was noch zu retten ist.
Minoische Seefahrer

Brendan Foley schält sich bis zur Hüfte aus seinem Neoprenanzug und setzt sich seitlich auf das Schlauchboot, das nördlich von Kreta übers Meer gleitet. Zu seinen Füßen liegen die tropfenden Überreste eines Gefäßes, das noch vor Kurzem auf dem Meeresboden ruhte – wo über ein Jahrtausend lang seine Heimat lag. "Das ist bisher unser bester Tag", kommentiert er seinen morgendlichen Tauchgang. "Wir haben zwei antike Schiffswracks entdeckt."

Foley, seines Zeichens Meeresarchäologe der Woods Hole Oceanographic Institution in Massachusetts, und seine Kollegen vom griechischen Amt für Unterwasseraltertümer in Athen sind den ganzen Tag nahe den Klippen der kleinen Insel Dia im östlichen Mittelmeer getaucht. Sie konnten zwei Ansammlungen von Tonwaren aus dem 1. Jahrhundert vor und dem 5. Jahrhundert nach Christus identifizieren. Zusammen mit weiteren Funden, die das Team an den Unterwasserhängen der Insel entdeckt hat, zeigen diese Gefäße, dass Griechen, Römer und Byzantiner Dia über Jahrhunderte hinweg als Zuflucht bei Stürmen nutzten, wenn sie Kreta nicht sicher erreichen konnten.

Auch wenn es eine nette archäologische Entdeckung ist – Foley hatte sich etwas viel Älteres erhofft. Seine vierwöchige Untersuchung der Gewässer um Kreta im letzten Oktober ist Teil eines langfristigen Projekts mit dem Ziel, eine Vielzahl antiker Schiffswracks in der Ägäis zu katalogisieren. Der Hauptgewinn wäre das Wrack einer der einflussreichsten und rätselhaftesten Kulturen der Antike: ein untergegangenes Schiff der Minoer, die das Mittelmeer vor mehr als 3000 Jahren beherrschten.

Minoische Seefahrer | Schon lange bevor der Begriff "Globalisierung" geprägt wurde, praktizierten die Minoer sie – und trieben Handel mit entfernten Völkern. Ihr Erfolgsgeheimnis: hochseetaugliche Schiffe mit kompetenten Seeleuten. Wracks aus der damaligen Epoche suchte die Fachwelt bislang aber vergebens.

Einige Forscher halten dieses Unterfangen für nahezu aussichtslos. Foley und einige Wettbewerber setzen jedoch modernste Technik wie zum Beispiel autonome Roboter und neue Suchstrategien ein, mit denen sie ihrer Einschätzung zufolge eine reelle Chance haben, auch die ältesten Schiffswracks zu entdecken. Sollten sie Erfolg haben, dann könnten sie das heutige archäologische Verständnis einer entscheidenden Phase der Menschheitsgeschichte revolutionieren, in der antike Seefahrer zum ersten Mal weit übers Meer fuhren.

Auf der Suche nach den Wurzeln Europas

Archäologen wissen herzlich wenig über die Seefahrt der minoischen Zivilisation, die den Palast von Knossos auf Kreta errichtete, welcher mit dem griechischen Mythos des Minotaurus verbunden ist. Die Minoer waren ihren Nachbarn in Waffenkunst, Bildung und den schönen Künsten weit voraus und bildeten einen "Teil der Wurzeln dessen, was später die europäische Zivilisation ausmachen sollte", erklärt Don Evely, Archäologe der British School at Athens und Kurator von Knossos. Die Archäologen würden nur zu gerne wissen, was die Minoer so erfolgreich machte und wie sie sich mit nahe gelegenen Kulturen wie den Ägyptern austauschten.

Forscher haben zwar bereits Massen römischer Schiffe untersucht, ein viel älteres minoisches Wrack "würde jedoch zu 100 Prozent neues Wissen hinzufügen", so Shelley Wachsmann, Experte für antike Seefahrt an der US-amerikanischen Texas A&M University in College Station. Anhand des bronzezeitlichen Wracks von Uluburun wird zum Beispiel deutlich, wie die Überreste eines einzigen Schiffs das archäologische Verständnis einer ganzen Epoche umwälzen kann. Es wurde 1982 etwa neun Kilometer südöstlich von Kas im Süden der Türkei gefunden und stammt aus der Zeit um 1300 v. Chr., ein oder zwei Jahrhunderte nach dem Verschwinden der Minoer.

Laut Christos Agourides, dem Generalsekretär des griechischen Instituts für Meeresarchäologie in Athen, ist es "der Traum jedes Meeresarchäologen". Die Ausgrabung dauerte zehn Jahre, und Forscher untersuchen noch immer die fast 17 Tonnen gefundener Schätze: Die umfangreiche Ladung umfasste Ebenholz, Elfenbein, Straußeneier, Harz, Gewürze, Waffen, Schmuck und Textilien sowie Kupfer-, Zinn- und Glasbarren. Am meisten überraschte die Archäologen jedoch, dass Artefakte auf diesem einen Schiff von mindestens elf verschiedenen Kulturen stammten, angefangen bei einem goldenen Skarabäus, auf dem der Name der ägyptischen Königin Nefertiti eingraviert ist, bis hin zu Kupfer von Zypern und Zinn aus Zentralasien.

Das Wrack lieferte handfeste Beweise, dass die verschiedenen Kulturen des Mittelmeers und des Nahen Ostens in der Bronzezeit erstaunlich guten Kontakt pflegten und regen Handel trieben. Das Schiff von Uluburun segelte etwa zur Zeit von Tutanchamuns Herrschaft über Ägypten und trägt laut Wachsmann "wesentlich mehr zu unserem Verständnis der damaligen Zeit bei als die Grabkammer von Tutanchamun. Hier geht es ans Eingemachte. Das ist die ganze Wall Street in einem Schiff."

Antike Globalisierung

Die frühen Minoer legten mit ihrer Herrschaft über das östliche Mittelmeer den Grundstein für ein so weit verzweigtes Handelsnetz. Ihre Fähigkeiten als Seefahrer wurden noch 1000 Jahre später vom griechischen Historiker Thukydides gerühmt, der sie dafür pries, die erste Flotte der Welt gebaut und die See von Piraten befreit zu haben. Zwar begaben sich auch andere Mittelmeerkulturen jener Zeit aufs Meer, aber die Minoer fuhren viel weiter hinaus bis hin zu den fernen Häfen von Syrien, Zypern, der Kykladen und von Ägypten. Wachsmann bezeichnet sie als "Christoph Columbus der Bronzezeit".

Ein potenziell minoisches Wrack haben Forscher an der Insel Psira an der Nordostküste von Kreta gefunden. 2003 entdeckte hier der Archäologe Elpida Hatzidaki vom Amt für Unterwasseraltertümer eine große Sammlung unterseeischer Töpferwaren aus der Zeit um 1800 v. Chr. An diesem und einigen sogar noch älteren Fundorten gibt es jedoch keine Schiffsüberreste, und so lässt sich nur schwer bestimmen, ob die Tonwaren von einem Wrack stammen, einfach über Bord geworfen oder von der nahe gelegenen Küste ins Meer geschwemmt wurden. Selbst diejenigen, die Psira für eine minoische Wrackfundstelle halten, räumen ein, dass die Tonwaren selbst nicht viel Neues offenbaren: Es handelt sich um alltägliches Geschirr aus lokaler Herstellung. Archäologen wünschen sich sehnlichst ein weiteres Uluburun, ein Handelsschiff für große Entfernungen, voll beladen mit wertvoller Fracht, die enthüllt, wie unterschiedliche Kulturen miteinander im Austausch standen. "Schiffe waren das weltweite Kommunikations- und Transportmittel der Antike", erklärt Foley. "Wenn wir diese altertümlichen Wracks finden können, gewinnen wir einen besseren Einblick in eine weit gehend verborgene Vergangenheit."

Dieser Traum lockte Foley und sein Team letztes Jahr nach Kreta, und sie brachten ein neues Werkzeug mit, von dem sie sich eine wesentlich bessere Chance auf einen antiken Schiffsfund erhoffen. In der Vergangenheit erforschten Archäologen den Meeresgrund mit Hilfe von Tauchern und in jüngerer Zeit mit ferngesteuerten Fahrzeugen, so genannten ROVs (Remotely Operated Vehicles), die vom Schiff aus gesteuert werden. Foleys Team erprobte einen autonomen Tauchroboter, der den Meeresboden stundenlang selbstständig absuchen kann. Das autonome Unterwasserfahrzeug REMUS 100 (Remote Environmental Monitoring Underwater System) ist mit GPS-Technik, Sonargerät und einer Videokamera ausgestattet.

Zerstörerische Fischerei

Der torpedoförmige Roboter mit dem Spitznamen "Gudgeon" (nach einem U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg) suchte im ersten Monat seines Feldeinsatzes den gesamten Meeresboden nördlich von Heraklion, dem Haupthafen Kretas, nach Ecken und Kanten ab, die auf ein antikes Wrack hinweisen könnten. Foley versprach sich viel von diesem Gebiet, da es seit Jahrtausenden als Hafen gedient hatte und noch nie von Archäologen untersucht worden war. Die Suche verlief jedoch ergebnislos. In Ufernähe war die Suche nach antiken Wracks hoffnungslos, da der Meeresgrund unter dicken Sedimentschichten verborgen lag, die von der Insel fortgespült worden waren. Weiter draußen fanden die Forscher von Schleppnetzfischern hinterlassene Furchen auf einem sonst leer gefegten Meeresgrund, auch an Stellen, an denen Schleppnetze eigentlich verboten sind.

Also verlagerte Foleys Team die Suche zur Insel Dia unmittelbar nördlich von Heraklion. 1976 hatte der Meeresforscher Jacques Cousteau hier einige antike Überreste gefunden, und Foley vermutete vor Dia einen viel versprechenden Platz für Schiffswracks, da die steilen Klippen der Insel in einem Sturm Schiffen leicht zum Verhängnis werden konnten. Die Gudgeon-Crew pirschte durch die Buchten von Dia, wo der glatte Meeresboden eher Artefakte auf dem Sonargerät preisgeben würde. Näher am Ufer, wo der Boden für den Roboter zu felsig wurde, umrundeten Foley und sein Team die Buchten in etwa 40 Meter Tiefe.

Die Taucher fanden fast sofort fünf antike Wracks aus dem Zeitraum um 200 vor bis ins 9. Jahrhundert nach Christus. Die Entdeckungen bestätigten Cousteaus Vermutung, dass die heute verlassene Insel Dia jahrhundertelang als Ankerplatz gedient hatte. Und Foley war überzeugt, dass auch die Minoer hier gewesen sein mussten. Womöglich lagen die Beweise auf dem tieferen Grund in den Buchten von Dia. Doch Gudgeon lieferte an diesen Stellen kontinuierlich enttäuschend klare Sonarbilder.

Am vorletzten Tag der Exkursion standen Greg Packard und Mark Dennett von Woods Hole im Heck ihres kleinen Forschungsschiffs und schwangen ihren ferngesteuerten Spürhund über Bord. Das Miniforschungsfahrzeug sank zu Boden und verbrachte den Vormittag damit, den Boden entlang vorprogrammierter Rasterlinien abzufahren. Am gleichen Abend entdeckte Packard in den Sonardaten einen möglichen Fund: eine Ansammlung heller Flecken auf dem sonst gleichmäßig dunklen Bild. Das Team diskutierte, ob es sich um einen Haufen von Tongeschirr auf dem Sand handeln könnte.

Tags darauf begaben sich die Taucher zur besagten Stelle. Kaum 15 Minuten später kehrten sie mit entmutigenden Neuigkeiten zurück. Das Sonarsignal stammte von einer Ansammlung an Plastikwasserflaschen, die von einem modernen Schiff über Bord geworfen worden sein mussten. Und die Aufnahmen von Gudgeons Videokamera erklärten, warum es keine archäologischen Überreste gab: Die Furchen im Sand bewiesen, dass Fischer selbst diese kleinen Buchten leer geräumt hatten. Sollte hier jemals ein minoisches Schiff gesunken sein, dann wurde es schon längst zerstört. "Das ist solch eine Verschwendung", klagt Foley enttäuscht. "Ich wette, sie fischen hier gar nicht wirklich. Ich wette, sie ziehen Antiquitäten an Land."

Tiefer tauchen

Wachsmann zeigt sich nicht überrascht von Foleys Entdeckung. Von 2007 bis 2009 leitete er das Danaos-Projekt, bei dem er mit ROVs, die über Sonargeräte verfügten, Hunderte von Quadratkilometern Meeresboden entlang einer möglichen Handelsroute zwischen Kreta und Ägypten absuchte. In drei Kampagnen konnte er kein einziges antikes Wrack irgendeiner Zeit ausmachen und fand nur vereinzelte Artefakte. Wachsmann stellte fest, dass Ablagerungen auch weit vom Ufer entfernt ein Problem darstellten. Sie erreichten in einigen Gebieten eine Höhe von bis zu einem Meter pro Jahrtausend. Das bedeutet, dass zwar griechische und römische Schiffe noch sichtbar sein könnten, ein minoisches Schiff jedoch unter drei bis vier Metern Sand begraben läge. Und selbst in 500 bis 600 Meter Tiefe fand er noch immer eindeutige Spuren von Schleppnetzen. "Es sah fast so aus, als hätte jemand vor mir den Meeresboden gefegt", erinnert er sich. Auf Grund seiner Erfahrungen geht Wachsmann heute davon aus, dass die Chance, eine minoische Entsprechung des Schiffs von Uluburun zu finden, bei "so gut wie null" liegt.

Grundschleppnetze sind ein "Katastrophe" für Archäologen, stimmt Robert Ballard zu. Der Ozeanograf von der US-amerikanischen University of Rhode Island in Narragansett ist ein Pionier der Tiefseeforschung und entdeckte 1985 das Wrack der Titanic. "Der Großteil der Ägäis ist bereits zerstört", erklärt er.

Ballard hat Jahre mit der Suche nach antiken Wracks verbracht und dabei, wie er sagt, gelernt, dass es darauf ankommt, Gebiete zu finden, die Fischer nicht erreichen: Gebiete unterhalb von 600 Metern Tiefe oder in der Nähe von Seekabeln, da diese von Schleppnetzfischern gemieden werden. Zudem hat er seine Suche ausgeweitet. Früher gingen Historiker davon aus, dass es nur eine unbedeutende Zahl von Schiffswracks in der Tiefsee gäbe, da die Schiffe der Antike in Küstennähe geblieben seien. 1990 fand Ballards Team jedoch acht antike Wracks weit abseits der Küste zwischen Sizilien und Sardinien. "Seefahrer der Antike scheuten sich nicht, aufs Meer hinauszufahren", erklärt Ballard.

Ballard erforscht das östliche Mittelmeer, die Ägäis und das Schwarze Meer seit 2008 mit einer Reihe von ROVs. Zwar findet er zahlreiche Wracks aus der Antike, aus der Bronzezeit war bisher jedoch keines dabei. Doch genau wie Foley ist er überzeugt, dass die minoischen Schiffe nur auf ihre Entdeckung warten. Der Schlüssel zum Fund der ältesten Wracks liegt ihm zufolge darin, "Restflächen" auszumachen, die nicht unter Sedimenten begraben liegen, die hangabwärts fließen und den Boden der Tiefsee bedecken. "Wir suchen nach einem Schiffwrack, das einen Berg hinabgestürzt ist", erklärt er, denn an einem Steilhang können sich keine Sedimente ansammeln.

Letztes Jahr untersuchte Ballard den Seeberg Eratosthenes, ein Plateau in 700 Meter Tiefe südlich von Zypern, und er vermutet, dass dieser tatsächlich eine Restfläche aufweist. Er bemüht sich gerade um Genehmigungen, um nächstes Jahr zum Eratosthenes zurückzukehren und nach Schiffswracks zu suchen. Als weiteres Gebiet würde er gerne das unterseeische Anaximander-Gebirge südlich der Türkei untersuchen. In einem derart felsigen Gebiet ein Schiffswrack mit Sonargerät auszumachen, ist sehr schwierig, und darum plant er, jeweils kleinere Gebiete akribisch mit Videokameras visuell abzusuchen. "Es ist eine sehr schwierige Jagd", so Ballard.

Auch Foley wendet sich nun der Tiefsee zu, jedoch mit einer anderen Strategie. Anstatt sich auf besonders viel versprechende Stellen zu konzentrieren, möchte er eine möglichst große Fläche untersuchen. Bisher hat er etwas mehr als die Hälfte der 1,4 Millionen Euro aufbringen können, die er benötigt, um nächstes Jahr mit zwei leistungsfähigeren Verwandten von Gudgeon ins Mittelmeer zurückzukehren: mit den beiden REMUS 6000 vom Waitt Institute in La Jolla in Kalifornien.

Das Team will seine Chancen maximieren, antike Wracks durch die Suche auf weiten, offenen Flächen in großen Tiefen bis zu 6000 Metern aufzuspüren. Foley schätzt, dass die beiden REMUS-Einheiten bis zu 5000 Quadratkilometer in einem Monat bewältigen können, was in etwa einem Prozent der gesamten Ägäis entspricht. Der neueste Feldversuch um Dia war für ihn ermutigend, denn laut Foley sollten die Sonargeräte Vasen einfacher finden können als Plastikflaschen, da Letztere den Schall schlechter reflektieren.

Wracks überall

Die beiden Kollegen und Konkurrenten hoffen, dass sie letztendlich mit ihren Untersuchungen in weiten Gefilden des Mittelmeers und des Schwarzen Meers eine Vielzahl von Wracks aller Epochen katalogisieren können. Durch die Kombination von Sonartechnik und hochauflösender Digitalfotografie sind sie in der Lage, detaillierte dreidimensionale Karten eines Wrackfundorts zu erstellen und Alter, Herkunft und Ladung eines Schiffs zu bestimmen, ohne dass sie auch nur ein einzelnes Artefakt bergen müssten.

Foley schätzt, dass in der Antike hunderttausende Schiffe gesunken sein müssen, Tausende davon allein in der Bronzezeit, und dass ein Großteil davon noch immer auf dem Grund der Tiefsee ruht. Sollte er Recht behalten, dann werden Forscher vielleicht irgendwann nicht nur ein minoisches Schiff, sondern Hunderte untersuchen können. Eine ausreichende Anzahl von Wracks, so Foley, "sollte uns erlauben, neue Rückschlüsse über diese entscheidende Entwicklungsphase menschlicher Erfahrung zu ziehen". Dadurch könnten Meeresarchäologen in eine Ära gelangen, in der sie anhand statistischer Daten hunderter oder tausender Wracks in der Lage sind, sich einen Überblick über die Handelsrouten, Völkerwanderungen und Kriege im Lauf der Geschichte zu verschaffen. "Wir finden lieber 500 Schiffe, als eines zu bergen", meint Ballard.

Jetzt, wo Foleys Team am Ende der Kampagne die Ausrüstung zusammenpackt, scheint ein solcher Traum weit hergeholt. Packard und Dennett lassen Gudgeon für den langen Weg zurück nach Woods Hole vorsichtig in eine Transportkiste herab, während Foley eines der Artefakte aus den Gewässern um Dia studiert, eine bauchige byzantinische Amphore, die mit Ablagerungen von Meerestieren überzogen ist. Das ist nicht der Fund, den Foley sich erhofft hatte, aber er lässt sich nicht abschrecken. Er steht erst am Anfang einer Suche, die sich, wie er weiß, noch lange hinziehen kann. "Ich würde das gerne die nächsten 20 bis 30 Jahre jedes Jahr machen", erklärt er. "Bis ich zu alt geworden bin, um noch zur See zu fahren."

Dieser Artikel erschien zuerst unter "Hunt for the ancient mariner" in Nature 481, S. 426-428, 2012.

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