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News: Die Kugelsternhaufen des Virgo-Galaxienhaufens

Mit dem Weltraumteleskop Hubble durchmusterte ein Forscherteam einen Teil des Virgo-Galaxienhaufens und konnte mehr als 11000 Kugelsternhaufen identifizieren. Ihre spektroskopische Untersuchung erlaubt Rückschlüsse auf die lokale Sternentstehung und die Entwicklungsgeschichte der dortigen Galaxien.
Das Forscherteam um Eric Peng an der Universität von Peking nutzte Bilddaten der "Advanced Camera for Surveys" (ACS) des Weltraumteleskops Hubble, um 100 der mehr als 2000 Galaxien des Virgo-Galaxienhaufens näher zu untersuchen. Dabei interessierten sie sich vor allem für Zwerggalaxien in unterschiedlichen Abständen zum Zentrum des Virgo-Haufens, wo sich die riesige elliptische Galaxie Messier 87 befindet. Sie ist rund 54 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.

Die Astronomen griffen auf Hubble zurück, da es mit erdgebundenen Aufnahmen sehr schwierig ist, weit entfernte Kugelsternhaufen von Vordergrundsternen und Hintergrundgalaxien zu unterscheiden. Die extrem hohe Auflösung der ACS-Kamera ermöglichte es den Forschern nun, die Kugelsternhaufen eindeutig zu erkennen.

Kugelsternhaufen enthalten mehrere Hunderttausend Sonnenmassen an Sternen und sind einige Dutzend Lichtjahre groß. Sie gehören zu den ältesten Objekten im Universum und bildeten sich oft schon vor mehr als elf Milliarden Jahren. Zu dieser Zeit erhielt das noch junge Universum nur sehr wenig schwerere Elemente als Wasserstoff und Helium, so dass sich Kugelsternhaufen durch eine ausgesprochene Metallarmut auszeichnen.

Je näher die untersuchten Galaxien dem Zentrum des Virgo-Haufens liegen, desto mehr Kugelsternhaufen enthalten sie. Offenbar wurde ihre Entstehung durch relativ hohe Dichten des interstellaren Mediums im Zentrum des Haufens begünstigt. Die Galaxien, die am äußeren Rand des Haufens liegen, weisen dagegen nur recht wenige Kugelsternhaufen auf.

Dies gilt allerdings nicht für Zwerggalaxien, die sich näher als 130000 Lichtjahre an Messier 87 befinden, denn sie besitzen gar keine Kugelsternhaufen mehr. Offenbar hat ihnen die riesige und massereiche Galaxie diese bereits entrissen und auch den Galaxien selbst droht die endgültige Einvernahme durch ihre Nachbarin. Sie vergrößert durch diesen "galaktischen Kannibalismus" ständig ihre Masse und dehnt dabei gleichzeitig ihren Einflussbereich immer weiter aus.

Tatsächlich weist Messier 87 einen deutlichen Überschuss an Kugelsternhaufen gegenüber vergleichbaren elliptischen Riesengalaxien auf. Von diesen zeichnet sich ein großer Teil durch eine ausgesprochene Metallarmut aus, sie entspricht derjenigen der Kugelsternhaufen der etwas weiter entfernten Zwerggalaxien.

TA

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