Direkt zum Inhalt

Neurologie: Die Kunst des Vergessens

Hippokampus und Amygdala
Vor über hundert Jahren prägte Sigmund Freud den Begriff der Verdrängung. Seitdem haben Wissenschaftler versucht, eine physische Grundlage dafür im Gehirn zu finden und so die Frage zu beantworten: Können wir Erinnerungen wirklich unterdrücken?

US-Forscher fanden jetzt den Beweis. Bei ihrem Experiment mussten sich die Probanden zunächst Bildpaare aus einem Gesicht und einem Foto merken. Dann wurden nur die Gesichter gezeigt. Die eine Hälfte der Versuchspersonen sollte sich das zugehörige Foto in Erinnerung rufen, die andere möglichst nicht daran denken. Beim abschließenden Durchlauf schließlich mussten die Probanden bei der Präsentation der Gesichter jeweils das zugehörige Foto beschreiben. Tatsächlich konnten diejenigen, die zuvor die Erinnerung unterdrückt hatten, deutlich weniger Details reproduzieren. Ihre Beschreibung war auch dürftiger als bei Fotos, mit denen sie sich nach dem ersten Einprägen gar nicht mehr beschäftigt hatten.

Während des Experiments verfolgten die Forscher mittels funktioneller Magnetresonanztomographie die Vorgänge im Gehirn der Probanden. Dabei entdeckten sie zwei Bereiche im Frontallappen des Kortex, die nacheinander beim gezielten Vergessen in Aktion traten. Als erstes unterdrückte der eine die Aktivität in Regionen wie der Sehrinde, in denen die Verarbeitung der rein sensorischen Information stattfindet. Der andere dämpfte dann auch die Betriebsamkeit in tieferen Teilen des Gehirns, die für die emotionale Färbung von Erinnerungen zuständig sind.

Fazit: Freuds Verdrängung ist kein Hirngespinst.

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.