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Neutronensterne: Doch kein Quarkstern unter den "Glorreichen Sieben"?

XMM-Newton
Die "Glorreichen Sieben", eine Ansammlung heller Röntgenquellen im Sternbild Corona Australis, bestehen wohl doch aus sieben, nicht nur aus sechs Neutronensternen, zeigten jetzt Andrea Tiengo und Sandro Mereghetti vom Nationalen Institut für Astrophysik in Mailand. Der nun näher untersuchte, hellste Himmelskörper der Gruppe pulsiert und ist demnach nicht so exotisch, wie bisher vermutet.

Die "Glorreichen Sieben" | Die "Glorreichen Sieben", Röntgenpulsare im Sternbild Corona Australis (Südliche Krone), zeichnen sich dadurch aus, dass sie praktisch kein Radiosignal senden.
Pulsfrequenz und daraus ableitbare Größen wie Rotationsgeschwindigkeit, Mindestalter und Magnetfeldstärke von RXJ1856 sind vergleichbar mit denen der anderen sechs Röntgenpulsare der "Glorreichen Sieben". Sein Signal fluktuiert jedoch nur äußerst schwach, weshalb es erst jetzt mithilfe des Röntgensatelliten XMM-Newton nachgewiesen werden konnte.

Weil sie bisher keine Strahlungsschwankungen messen konnten und der Radius von RXJ1856 für einen Neutronenstern sehr klein ist, hatten Wissenschaftler vermutet, endlich einen Quarkstern gefunden zu haben: Modellen zu Folge kann der hohe Druck im Inneren eines Neutronensterns dazu führen, dass dessen Neutronen ihre Identität verlieren und die Quarks, aus denen die Kernteilchen aufgebaut sind, frei wechselwirken können. Ginge der Himmelskörper komplett in diesen Materiezustand über, spräche man von einem Seltsamen oder Quarkstern. Seltsam deswegen, weil auch die besondere Form des Strange Quark auftreten würde.

XMM-Newton misst Puls von RXJ1856 | Kaum mehr als ein Prozent des Röntgensignals beträgt die Schwankung, die eines der Röntgenteleskope auf XMM-Newton gemessen hat.
Neutronensterne entstehen, wenn ein massereicher Stern seinen Brennstoff aufgebraucht hat und nun von Innen der Gravitation keine Energie mehr entgegensetzen kann. Dann kollabiert der Stern und selbst die Atome geben dem Druck nach. Ist der Stern nicht zu massereich, können immerhin die Kernteilchen widerstehen, wobei die Elektronen mit den Protonen zu Neutronen verschmelzen. Beim Kollaps beschleunigt sich die Rotation des Sterns derart, dass eine Umdrehung nur noch einen Bruchteil einer Sekunde dauern kann. Ebenso wächst die Stärke des Magnetfeldes dramatisch an.

Ist die Achse des Magnetfeldes nicht parallel zur Drehachse ausgerichtet, wird elektromagnetische Strahlung entlang der Magnetfeldachse abgestrahlt. Dadurch wirkt der Neutronenstern wie ein kosmischer Leuchtturm. Liegt die Erde im Bereich des Strahles, dessen Leistung die der Sonne oft um das 100 000-fache übertrifft, nehmen Radio- oder Röntgenteleskope den Neutronenstern als Pulsar wahr. In seltenen Fällen blinkt der Neutronenstern sogar im sichtbaren Licht. (jpb)

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