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Kosmologie: Ein neuer, exotischer Nachbar der Sonne

Dunkel, kühl, gesellig: Der neuer Nachbar
Mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) haben Astronomen einen Braunen Zwerg entdeckt, der nur 12,7 Lichtjahre von der Erde entfernt einen sehr massearmen Stern umläuft. Das Objekt mit Namen SCR 1845-6357B ist das der Erde zweitnächste entdeckte seiner Art, berichtet die Forschergruppe um Beth Biller von der Universität Arizona. Braune Zwerge sind für Sterne zu massearm und für Planeten zu massereich und vertreten damit eine Zwischenkategorie.

Der Braune Methanzwerg SCR 1845-6357B | Auf dem dreifarbig gefilterten Bild von SCR1845-6357AB zeigt das SDI-Instrument den T-Zwerg in blau. Der Braune Zwerg ist rund 50-mal schwächer als der Stern, um den er kreist. Der 4,5-fache Sonnen-Erde-Abstand zwischen Zentralgestirn und Begleiter erscheint von der Erde aus in einem Winkel von 1,17 Bogensekunden.
Die Wissenschaftler entdeckten den Braunen Zwerg mit dem neuen "NACO Simultaneous Differential Imager" des VLT, welches eigentlich für die Suche nach extrasolaren Planeten entwickelt worden war. Das Instrument erlaubt es schwache Objekte nachzuweisen, deren Bild sonst im gleißenden Licht ihrer helleren Begleiter untergehen würde. Es liefert auch zusätzliche spektrale Informationen, mit deren Hilfe sich die Temperatur dieser schwachen Objekte abschätzen lässt.

Der Neufund wiegt zwischen 9 und 65 Jupitermassen und umläuft seinen stellaren Begleiter in einer überraschend geringen Entfernung von nur 4,5 Astronomischen Einheiten (AE, der Entfernung Erde zur Sonne). Er ist als Vertreter der so genannten "T-" oder "Methanzwerge" mit 750 Grad Celsius Oberflächentemperatur eher kühl. Die relative Nähe zur Erde sorgt dafür, dass SCR 1845-6357B nun von allen beobachteten Objekt mit einer derart kühlen Oberfläche jenes mit der größten scheinbaren Helligkeit ist.

Die Nachbarschaft des Sonnensystems | Dreidimensionale Darstellung unserer Nachbarschaft: Der neuentdeckte Braune Zwerg findet sich rechts unterhalb der Sonne. Richard Powell (atlasoftheuniverse.com) lieferte die Vorlage für die Karte.
Der Braune Zwerg sei auch deshalb interessant, weil seine Entfernung recht genau bekannt ist, erklärt Teammitglied Markus Kasper von der Südsternwarte. Daher könne seine Leuchtkraft genau bestimmt werden. Zudem werde sich "seine Masse in Zukunft aus seiner Bahnbewegung um seinen stellaren Begleiter ableiten lassen. Diese Eigenschaften sind wesentlich für unser Verständnis des inneren Aufbaus der Braunen Zwerge."

Zumindest in der Umgebung der Sonne scheint es weniger einzelne, isolierte kühle Braune Zwerge zu geben als solche in Doppelsystemen. Wenn tatsächlich wie bei den bisherigen Funden im Umkreis von 20 Lichtjahren Braune Zwerge in Doppelsystemen überwiegen, müssten die bisherigen Theorien, die eine häufigere Entstehung einzelner solcher Objekte vorhersagen, vielleicht überdacht werden.

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