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Ökomanagement: Eine Insel voll Kaninchen

British Ecological Society
Vorher/nachher auf Macquarie | Eine Stelle des Finch Creek auf Macquarie im Jahr 2000 (rechts) und 2007, sieben Jahre nach der Ausrottung der Katzen (links). Durch den Fraßdruck der Kaninchen treten erosionsanfällige Kurzgrasflächen und Brachen an die Stelle der ursprünglichen Tundravegetation mit hohen krautigen Pflanzen und Gräsern.
Pünktlich zur Jahrtausendwende verschwand die letzte Katze von der Südpazifik-Insel Macquarie. Was eigentlich das heimische Ökosystem, vornehmlich die Brutvögel, schützen sollte, führte aber innerhalb von nur sechs Jahren zu einem ökologischen Desaster. Das zeigt, wie heikel auch gut gemeinte Eingriffe in Ökosysteme sind.

Macquarie liegt etwa auf halber Strecke zwischen Australien und der Antarktis. Das 128 Quadratkilometer große Eiland zählt seit 1997 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Vor 190 Jahren entwichen aus den Schiffen von Robbenfänger die ersten Katzen auf die Insel, sechzig Jahre später folgten Kaninchen. Diese hatten sich bis 1970 auf 130000 Individuen vermehrt und waren zur Plage geworden. Die Inselvegetation litt so stark unter ihrem Fraßdruck, dass man den Nagern mit dem Kaninchenfloh, Spilopsyllus cuniculi, zu Leibe rückte. Der verbreitet das Myxoma-Virus, das mit den Pockenerregern verwandt ist und die tödliche Kaninchenpest auslöst.

Die Maßnahme reduzierte die Nagerpopulation in zehn Jahren auf 20000 Individuen, und die Vegetation erholte sich. Was man nicht beachtet hatte: Für die Katzen fiel durch den Rückgang der Kaninchen die Hauptfutterquelle weg. Ersatz boten die heimischen Brutvögel. Zu deren Schutz mussten nun also die Katzen verschwinden. Daraufhin aber nahmen bald die Kaninchen wieder überhand. Wie Wissenschaftler um Dana Bergstrom von der Australian Antarctic Division in Kingston herausfanden, haben die Nager seither etwa 40 Prozent der Inselvegetation geschädigt; 2007 verursachten sie mit ihren Tunnelbauten sogar regelrechte Erdrutsche. Mit 12 Millionen Euro muss jetzt die Kaninchenplage wieder eingedämmt werden.

Miriam Ruhenstroth

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