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Und jetzt zum Wetter: Eine turbulente Wetterwoche steht an

Laut Wetterdienst erwartet Deutschland diese Woche "Vollwetter": Sturm und Schnee. Wie heftig fällt der Wintereinbruch aus?
Winterliche Straßenverhältnisse

Das Wetter: Nichts Halbes und nichts Ganzes – noch

Komet Lovejoy – hinter Wolken. Asteroid 2004 BL86 (der von Montag auf Dienstag die Erde passiert) – verdeckt vom Grau. Die Sonne – seit Tagen abwesend. Das Wetter präsentiert sich momentan recht trostlos und vermiest wohl nicht nur Astronomen Tag und Nacht. Fast ganz Mitteleuropa liegt unter einer dichten Wolkendecke, aus der es dank Tief "Leonhard" je nach Höhenlage und Region regnet wie in Nordwestdeutschland oder schneit wie im Süden und Südwesten sowie in den Mittelgebirgen. Die Höchsttemperaturen liegen dabei zwischen einem bis zwei Grad Celsius im Südosten und bis zu sechs Grad Celsius im Nordwesten. Mit etwas Glück kann man sich an der Ostseeküste am Dienstag über etwas Sonne freuen – doch das ist nur die Ruhe vor dem Sturm: Ab Mittwochabend wird es sehr turbulent, und der Winter könnte wieder richtig ernst machen.

Schneemandl auf dem Arber | Wenn es heftig schneit und dazu noch Wind weht, entstehen auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald die so genannten Schnee- oder Arbermandln: tief verschneite Fichten, die an gebeugte Menschen erinnern. Die Chancen stehen bis zum Wochenende gut, dass sie sich bilden – nur die Sonne fehlt weiterhin.

Die Ursache: "Vollwetter" für Deutschland

Tief "Kurt" bot am Samstag einen Vorgeschmack, was passiert, wenn der Winter mit stärkeren Schneefällen ein Gastspiel gibt: Verkehrschaos in Westdeutschland, Behinderungen im Flugverkehr. Nach dem Durchzug der Kaltfront sickerte aber rasch wieder wärmere Luft von der Nordsee her ein; der Schnee ging rasch wieder in Regen über, und schon am Sonntag war vom "weißen Zauber" unterhalb von 600 bis 800 Metern kaum mehr etwas übrig. Auf "Kurt" folgte "Leonhard", den Winter bringt – nach kurzer Wetterberuhigung am Mittwoch – allerdings erst Sturmtief "Mischka", das sich momentan aus dem Nordatlantik zwischen Grönland und Island auf den Weg Richtung Nordsee macht.

Dort nistet sich das Tief dann mit seinem Zentrum ein und bleibt über mehrere Tage ortstreu liegen. In seinem Gefolge ziehen immer wieder Schlechtwetterfronten vom Nordatlantik nach Skandinavien und beeinflussen dabei auch Mitteleuropa: Der Wind lebt spürbar auf, allerdings erreicht er laut den bisherigen Prognosen keine Orkanstärke. Einen Unsicherheitsfaktor bilden noch Randtiefs, die sich im Umfeld des großen Zentraltiefs rasch entwickeln können und schlecht vorhersagbar sind: Die so genannten Schnellläufer ziehen schnell ostwärts, verstärken vorhandene Druckunterschiede nochmals und erhöhen somit die Windgeschwindigkeiten.

Zu Beginn schaufelt das große Tief milde Meeresluft nach Deutschland, doch vollzieht sich mit ihm auch ein Strömungswechsel: In seinem Gefolge sickert zunehmend kältere Polarluft ein, die sich über dem Atlantik nur noch teilweise erwärmt (und dabei Feuchtigkeit aufnimmt). In den höheren Luftschichten nisten sich zudem zunehmend arktische Luftmassen ein, weshalb das gesamte Temperaturniveau im Lauf der zweiten Wochenhälfte zurückgeht.

Die Folgen: Ergiebige Schneefälle?

Wer turbulentes Wetter schätzt, kommt diese Woche auf seine Kosten. An der Küste sind in der Nacht zum Donnerstag beispielsweise Wintergewitter möglich, da die Atmosphäre zunehmend labiler wird: Relativ warme Luftmassen am Boden werden von einströmenden arktischen Luftmassen in der Höhe überlagert – in fünf bis sechs Kilometern über dem Untergrund, dem 500-Hektopascal-Druckniveau, herrschen dann nur noch minus 38 Grad Celsius. Es kommt zu Konvektion, Gewitterwolken entstehen, aus denen es blitzen und donnern kann.

Weiter landeinwärts erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) "eine bemerkenswert niederschlagsreiche Wetterphase", von der besonders die Mittelgebirge und noch mehr die Alpen betroffen seien: "Erhebliche Neuschneemengen, Schneebruch, Schneeverwehungen und hohe Lawinengefahr könnten bis zum Wochenende Einzug in den Alpen halten." Zum Wochenende sinken die Temperaturen allerdings deutschlandweit immer tiefer und liegen schließlich nur um den Gefrierpunkt – zumindest phasenweise bildet sich selbst im Flachland eine geschlossene Schneedecke aus. In den Mittelgebirgen oberhalb von 600 Metern türmt sich der Neuschnee bis zum Sonntag bei Dauerfrost bis zu einem halben Meter hoch auf. Dazu könnten wegen des böigen Winds Schneeverwehungen auftreten. Im Straßenverkehr muss also mit erheblichen Behinderungen gerechnet werden.

Die Aussichten: Kommt der Winter, um zu bleiben?

Die meisten Wettermodelle simulieren für Anfang Februar ein kräftiges Azorenhoch, das sich auf dem Atlantik nach Norden "aufwölbt" und damit zumindest vorübergehend diese Wetterküche blockiert: Tiefdruckgebiete aus Westen mit milden Luftmassen müssten sich auf dem offenen Meer austoben. Leider reicht das Hoch nicht bis Mitteleuropa, stattdessen steht ihm hier weiterhin das starke Zentraltief gegenüber, dessen Kern von Nordfrankreich bis nach Skandinavien reicht. In seinem Verlauf soll sich nächste Woche ein Trog – also tiefer Luftdruck – vom Nord- bis ins Mittelmeer ausdehnen: Die Luftströmung drehte von Nordwest auf Nord, Polarluft flösse ein, und die Niederschläge gingen in den meisten Landesteilen bis in tiefere Lagen dauerhaft in Schnee über. Angesichts der momentan sehr dynamischen Wetterentwicklungen ist hierzu aber natürlich noch lange nicht das letzte Wort gesprochen.

Wettervorhersage für die USA | Den Nordosten der USA erwarten heftige Blizzards in den nächsten 36 Stunden. Ein so genannter Northeaster bringt intensive Schneefälle und Böen in Hurrikanstärke.

Ohnehin können wir uns trotz des Schmuddelwetters eher glücklich schätzen, wenn wir den Blick nach Westen richten. Dort machte sich New York ab Montag auf "einen der schlimmsten Schneestürme in der Geschichte der Stadt" gefasst, so Bürgermeister Bill de Blasio. Blizzard "Juno" soll laut den Prognosen 60 bis 90 Zentimeter Neuschnee in den Nordosten der USA bringen. Dazu drohen starke Winde mit Geschwindigkeiten von 80 Kilometern pro Stunde und mehr. In Spitzen sollen sogar Böen in Hurrikanstärke auftreten, weswegen der US-Wetterdienst eine eindringliche Warnung aussprach, dass der Aufenthalt im Freien während des Schneesturms lebensgefährlich sei. Ursache für den Schneesturm ist ein so genannter Northeaster: ein großes Sturmtief, dessen Zentrum nahe der nordostamerikanischen Küste auf dem Atlantik liegt. Da sich Tiefs auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn drehen, führen sie auf dem betroffenen Festland die Luftmassen aus Nordost heran; besonders ausgeprägte Northeaster können sogar wie Hurrikane ein Auge in ihrem Kern ausbilden. Das war beispielsweise während eines Blizzards 2006 der Fall, der New York so viel Schnee während eines einzigen Ereignisses brachte, wie kein anderer Sturm seit 1869 – dem Beginn der Aufzeichnungen.

Northeaster entwickeln sich, wenn kalte Luft mit einer Temperatur von meist bis zu minus 30 Grad Celsius aus der Arktis auf den warmen Golfstrom trifft, in dessen Umfeld es auch im Januar noch mehr als 20 Grad Celsius warm sein kann. Daraus entwickeln sich oft außertropische Stürme. Verstärkt werden sie, wenn der Jetstream in der Höhe die aufsteigende Luft rasch davon trägt. Dadurch entsteht ein kräftiger Sog an der Erdoberfläche, der weitere warmfeuchte Luft nach oben reißt: Das Gebilde intensiviert sich, verwirbelt und wird mit der vorherrschenden Windrichtung nach Nordosten entlang der US-Ostküste transportiert. Sobald die relativ warme Luft vom Meer dann auf die kalten Luftmassen über dem Land treffen, entstehen kräftige Niederschläge – je größer die Unterschiede ausgeprägt sind, desto heftiger fällt das Ereignis aus. Und da sich ein Northeaster meist nur sehr langsam weiter ostwärts bewegt, kann es bisweilen tagelang schneien oder regnen.

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