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News: Eine ungewöhnliche Sternexplosion

Astronomen vom Harvard-Smithonian-Center for Astrophysics (Massachusetts, USA) haben ungewöhnliche Beobachtungen an der Supernova SN 2006gz gemacht. Demnach wurde die Sternexplosion, die letztes Jahr entdeckt wurde, durch den Zusammenstoß zweier Weißer Zwerge verursacht. Die Astronomen hielten so etwas bislang für möglich, haben es aber noch nie derart klar beobachtet.
Ungewöhnliche Supernova
Die beiden Weißen Zwerge bildeten einst ein Doppelsternsystem. Im Lauf der Zeit kreisten sie immer enger umeinander und verschmolzen schließlich. Dies war offenbar der Auslöser für die Explosion. Astronomen unterscheiden zwischen Typ-II- und Typ-I-Supernovae. Bei Typ-II-Explosionen stürzt ein massereicher Stern in sich zusammen und stößt kurz darauf seine Hüllen ab. Unter den Typ-I-Explosionen ist der Typ Ia am bekanntesten; hier "saugt" ein Weißer Zwerg sehr viel Wasserstoffgas von einem Begleitstern ab und wird dadurch immer schwerer. Sobald er die Chandrasekhar-Grenze von 1,44 Sonnenmassen überschreitet, kollabiert er unter seinem Eigengewicht, was eine rasante Kernfusion und damit die Detonation auslöst.

Die Supernova 2006gz wurde zunächst dem Typ-Ia zugeordnet. Jedoch stellte sich bei spektralen Untersuchungen heraus, dass sie sehr viel Kohlenstoff freisetzte. Weiße Zwerge haben wahrscheinlich eine kohlenstoffreiche Hülle; wenn sie explodieren, sollte viel von dem Element in die Umgebung gelangen. Zudem zeigte das Spektrum von SN 2006gz mehrere Hinweise auf komprimierte Silizium-Schichten. Die Forscher nehmen an, dass das Silizium während der Explosion erzeugt und dann von einer Stoßwelle zusammengepresst wurde. Beide Phänomene – sowohl die Kohlenstoff- als auch die Silizium-Signatur – sollten bei einem Zusammenstoß von Weißen Zwergen auftreten, besagen Computermodelle.

Außerdem deutet die Helligkeit der Supernova darauf hin, dass das Gebilde, aus der sie entstand, deutlich schwerer war als die Chandrasekhar-Masse. Da ein einzelner Stern die Chandrasekhar-Grenze nicht überschreiten kann, ist das ein weiterer Hinweis darauf, dass hier zwei Weiße Zwerge kollidierten.

Die Ergebnisse zeigen, dass es mehr Prozesse gibt, die zu Supernova-Explosionen führen, als man bisher annahm. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil Astronomen Typ-Ia-Supernovae als "Standardkerzen" zur Messung von kosmischen Entfernungen benutzen. Hielte man ein Ereignis wie SN 2006gz irrtümlich für eine Einzelsternexplosion, dann würden sich völlig falsche Distanzen ergeben. Man müsse bei der Beurteilung von Supernovae künftig vorsichtiger sein, kommentieren die Autoren der Studie.

FS

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