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News: Einer gegen alle

Wissenschaftler aus Oxford haben eine neue Art von Impfstoff entwickelt. Die Besonderheit: Das Immunsystem des Körpers wird veranlaßt sich sehr effektiv auch gegen solche Krankheiten zur Wehr zu setzen, die durch multiple, sich schnell entwickelnde Stämme von Erregern verursacht werden. Dieser Ansatz kann zum Beispiel dazu genutzt werden, wirksame Impfstoffe gegen Krankheiten wie die zerebrale Malaria herzustellen.
Die Impfung mit einer abgeschwächten Form eines Virus oder eines Bakteriums oder auch mit einem Protein, welches einem bestimmten Teil eines Krankheitserregers „nachahmt”, ist ein gängiges Mittel, das Immunsystem auf den Ernstfall einer Infektion vorzubereiten. Aber Krankheitserreger, deren Erscheinungsform sich schnell ändert und die in Form vieler verschiedener Stämme auftauchen, so wie Grippe oder Malaria, machen diese Art der Vorbeugung schwierig. Auch nur wenig veränderte Formen werden dann vom Immunsystem vielleicht nicht erkannt.

Die Impfung mit einem einzelnen Protein veranlaßt unseren Körper, Antikörper zu produzieren, die aber häufig nicht ausreichen, um die Infektion wirkungsvoll abzuwehren. Zur Unterstützung würde die Hilfe von weißen Blutkörperchen benötigt, welche die Erreger vernichten und den sogenannten Haupthistokompatibilitätskomplex (major histocompatibility complex, MHC) unseres Immunsystems aktivieren.

Um die Antikörperproduktion vorzubereiten, die weißen Blutkörperchen zu aktivieren und multiple Stämme der Krankheitserreger zu erkennen, muß ein Impfstoff eine eine ganze Palette von Komponenten enthalten. Bei der Entwicklung dieser neuen Art von Impfstoffen werden virus-artige Teilchen genutzt, die eine Kette von Epitopen tragen (Nature Biotechnology, Dezember 1997). Epitope sind jene Abschnitte von Krankheitserregern, die von Antikörpern erkannt werden. Durch die Aneinanderreihung verschiedener Epitope steigen die Chancen des Immunsystems, später Teile der wahren Krankheitserreger wiederzuerkennen.

Die virus-artigen Teilchen mit den verschiedenen Epitopen können durch genetisch manipulierte Hefe hergestellt werden. Die Wissenschaftler entwerfen Gene, die die entsprechenden Reihen von Epitopen codieren, und fügen diese in das genetische Material der Hefe ein. So produziert dann die Hefe die gewünschten Epitope.

Bisher gelang es den Forschern, die weißen Blutkörperchen in Mäusen mittels eines Impfstoffs zu aktivieren, der ein einzelnes Malaria-Epitop transportierte. Nun hoffen sie, eine Kette von bis zu 20 verschiedenen Epitopen einsetzen zu können. Längere Ketten wurden bisher noch nicht hergestellt. Die virus-ähnlichen Teilchen scheinen nach bisherigen Erkenntnissen harmlos zu sein, und sind leicht in reiner Form produzierbar. Deswegen sind die Wissenschaftler der Meinung, daß der Einsatz dieser Partikel „ vielversprechend wäre, sowohl bei Reisenden als auch bei den Einwohnern von Malaria-Gebieten, und daß sie auch zur Impfung gegen andere Krankheiten genutzt werden könnten.”

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