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Australien: Eingeschleppte Kröte wird verwurstet

Australier hassen die eingeschleppten Aga-Kröten: Die großen Lurche gefährden die einheimische Fauna. Nun soll eine Froschwurst potenzielle Fressfeinde Furcht lehren.
Eine eingeschleppte Aga-Kröte wird gefangen

Große Teile Ost- und Nordaustraliens leiden unter einer selbst verursachten Plage: Die im letzten Jahrhundert zur Bekämpfung von Zuckerrohrkäfern aus Südamerika eingeführten Aga-Kröten (Rhinella marina) breiten sich unkontrolliert aus und gefährden die einheimische Tierwelt. Kleinere Arten fallen dem Appetit der großen Lurche zum Opfer, potenzielle Fressfeinde sterben am Gift, das die Amphibien bei Gefahr absondern können. Um zumindest manche der Beutegreifer zu schützen, greifen australische Ökologen zu einer besonderen Methode: Sie wollen eine große Zahl an Aga-Kröten tatsächlich verwursten, das Fleisch mit Bittersalzen anreichern und in den Kimberleys Nordaustraliens ausbringen, berichtet ABC Australien. Die eingesetzten Bitterstoffe sorgen dafür, dass Beutegreifer wie der Zwergbeutelmarder (Dasyurus hallucatus) das gereichte Fleisch sofort wieder ausspucken und nicht verschlucken. Da die Wurst dennoch wie die Kröten schmeckt und riecht, hoffen die verantwortlichen Ökologen um Corrin Everitt von der State Cane Toad Initiative Westaustraliens auf einen zukünftigen Vermeidungseffekt bei den Beuteltieren. "Beutelmarder und andere Arten lernen, dass die Kröten schlecht schmecken und stellen ihnen anschließend nicht mehr nach", hofft Everitt.

In vorherigen Tests hatte sich gezeigt, dass 50 bis 70 Prozent aller Beutelmarder zumindest in die Würste beißen – und hoffentlich daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Die Tests wollen die Wissenschaftler deutlich ausweiten und große Regionen "impfen". Zu diesem Zweck bitten sie die Bevölkerung um Mithilfe. Die Menschen sollen Kröten einfangen und an Sammelstellen abgeben, wo sie rasch und schmerzlos getötet werden, bevor man sie verwurstet. Bislang geschehe dies noch von Hand, doch stehe man in Gesprächen mit Wurstfirmen, die dies in großem Maßstab vollziehen können, so Everitt. An Nachschub dürfte kein Mangel herrschen, denn in Australien soll es mittlerweile mehrere hundert Millionen Aga-Kröten geben. Sie breiten sich noch weiter aus und erobern neue Lebensräume. Wo sie jedoch auftauchen, sterben mehr als 90 Prozent der ortsansässigen Kröten jagenden Säugetiere und Reptilien. Die Wurst kann diesen Vormarsch zwar nicht aufhalten, sie könnte aber die heimische Tierwelt in den Kontaktbereichen vorbereiten und so die Artenvielfalt bewahren. Ähnliche Versuche liefen zuvor bei Waranen: Sie wurden mit noch kleinen und daher weniger giftigen Aga-Kröten gefüttert und verdarben sich dabei leicht den Magen. Anschließend machten sie in der freien Natur jedoch einen großen Bogen um diese vermeintliche Nahrungsquelle – ihre Überlebensrate war folglich deutlich höher als bei untrainierten Artgenossen.

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