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Planeten-Einzelgänger: Einsame Exoplaneten sind doch selten

Einsam ohne eigene Sonne durchs All rasende Einzelgängerplaneten sind offenbar doch deutlich rarer als zuvor gedacht. Das beruhigt Astronomen: Anders hätten sie es sich nicht erklären können.
Exoplanet UCF-1.01

Im Jahr 2011 ließen Beobachtungen und Berechnungen Astronomen die Stirn runzeln: Japanische Forscher hatten Mikrolinsen-Ereignisse ausgewertet, bei denen die Gravitation eines sonst nicht sichtbaren Objekts im All das Licht eines Hintergrundsterns ähnlich wie eine Linse für kurze Zeit messbar verstärkt. Dabei waren sie auf eine unerklärlich hohe Zahl von bisher unbekannten planetengroßen Himmelskörpern als Auslöser gestoßen, die offenbar nicht um einen Stern kreisen, sondern frei durch das Weltall treiben. Und da Mikrolinsen-Ereignisse extrem selten sind, so die Wissenschaftler 2011, müssen die Einzelgängerplaneten im Weltall überraschend häufig sein: Rechnerisch kämen auf jeden Stern der Milchstraße dann gleich zwei ungebundene Planeten.

Das allerdings schien kaum vorstellbar: Auch Einzelgängerplaneten sollten sich aus dem Material von protoplanetaren Wolken eines entstehenden Sternsystems gebildet haben und dann, in einem noch nicht genau verstandenen Prozess, aus dem System auf eine einsame Bahn herauskatapultiert zu werden. Das geschieht sicherlich gelegentlich, etwa wenn starke Gravitationskräfte eines vorbeifliegenden Objekts oder in einem Doppelsternsystem die Bahnen der Planeten durcheinanderbringen und sie schließlich herauskugeln. Allerdings sollte Derartiges selten vorkommen, also Einzelgängerplaneten deutlich rarer sein als berechnet.

Offenbar sind sie es wohl wirklich, meinen Astronomen nun wieder beruhigt: Eine neue, deutlich umfassendere Analyse, die auf Beobachtungen von mehreren Teleskopen beruht, legt nun nahe , dass es doch weniger Einzelgänger im All geben dürfte. So umkreisen etwa einige der Objekte, die 2011 noch wie einsame Planeten ausgesehen hatten, durchaus einen Stern. Das war jedoch schwer zu erkennen, weil sie den Zentralstern recht weit außen umlaufen – in einem größeren Abstand als, zum Vergleich, Saturn die Sonne. Eine aktualisierte statistische Auswertung kommt nun zum Schluss, dass es zwar durchaus Milliarden von einzelgängerischen Planeten in der Milchstraße geben könnte, insgesamt aber wohl weniger als die Hälfte der noch 2011 hochgerechneten Zahl.

Noch genauere Zahlen erhofft sich die Astronomengemeinde in Zukunft von besser geeigneten neuen Instrumenten: Falls es nicht doch noch dem Rotstift zum Opfer fällt, soll Mitte der 2020er Jahre das Wide Field Infrared Survey Telescope (WFIRST) der NASA ins All starten, um mit deulich höherer Präzision Mikrolinsen-Ereignisse zu durchleuchten. Damit soll dann sogar möglich sein, kaum marsgroße Einzelgängerplaneten zu identifizieren. Solche masseärmeren Planeten könnten Theorien zufolge viel häufiger aus ihren Sternsystemen katapultiert werden als große Gasriesen – bisher ist es aber technisch nicht möglich, sie von der Erde aus sicher zu erkennen.

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