Einsiedlerkrebse wägen ihr Kampfverhalten ab, wenn sie von Artgenossen angegriffen werden. Falls es ihnen günstig erscheint, verhalten sie sich dabei entgegen ihren eigentlichen Handlungsmustern, wie Forscher um Robert Elwood von der Königlichen Universität in Belfast herausgefunden haben.

Die Wissenschaftler statteten kleinere Einsiedlerkrebse (Pagurus bernhardus) mit sandigen Schalen der Stumpfen Strandschnecke (Littorina obtusata) aus, eine Kontrollgruppe erhielt saubere Gehäuse. Dann ließen die Forscher die Krebse gegeneinander antreten. Im Normalfall versuchen die Tiere, ihre eigenen Gehäuse zu verteidigen und die anderer Artgenossen zu erobern, falls diese begehrenswerter erscheinen.

Bei den Kämpfen waren aber alle Einsiedlerkrebse mit sandigen Schalen bestrebt, ihr schmutziges Gehäuse los zu werden. Griffen die Krebse mit den verschmutzten Schalen an, agierten sie wesentlich aggressiver als ihre Artgenossen in der Kontrollgruppe. Befanden sie sich dagegen in der Roller des Verteidigers, verzichteten sie oft darauf, ihre geringe Körpergröße vor größeren Angreifern zu verbergen.

Wahrscheinlich hofften die defensiven Einsiedlerkrebse, das Schneckenhaus ihres Gegners nach dessen Sieg übernehmen zu können – falls dieser sein Gehäuse tatsächlich wechseln sollte. Gegenüber ihren Rivalen hatten die Schnecken mit den sandigen Schalen eine Information voraus: Für ihre Artgenossen war es nicht einsichtig, dass die Krebse in verschmutzten Schalen lebten. Dass ihre Rivalen nichts von den verschmutzten Schalen wussten, machte sich Pagurus bernhardus demnach gezielt zu Nutze, schreiben die Wissenschaftler. Die Untersuchung liefere damit ein weiteres Beispiel für die Auswirkungen ungleicher Hintergrundinformationen bei Kampfhandlungen. (may)