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Biogeografie: Eisige Brücke für den Falklandwolf

Falklandwolf

Charles Darwin begegnete ihm noch persönlich, wenige Jahre, bevor ihn Jäger endgültig ausrotteten: dem Falklandfuchs oder Falklandwolf (Dusicyon australis). Schon er fragte sich, wie dieses einzige Landsäugetier der Inseln einst die Distanz von etwa 460 Kilometern vom argentinischen Festland überwunden hatte. Neue genetische Analysen lassen nun den Schluss zu, dass die Erstbesiedler erst im Maximum der letzten Eiszeit den Sprung auf die Inseln machten, als auf Grund des deutlich niedrigeren Meeresspiegels weite Flächen des Kontinentalschelfs trocken lagen [1].

Falklandwolf | Wie kam der Falklandwolf einst auf die Inseln? Genetische Analysen lassen vermuten, dass ihm eine eisige Brücke den Weg ermöglichte.

Lange wurde diskutiert, ob die ersten Falklandwölfe als halbdomestizierte Wildhunde mit Menschen die Inseln erreicht hatten oder unfreiwillig mit Treibgut oder auf Eisschollen dorthin verdriftet wurden. Im Jahr 2009 erbrachte eine Verwandtschaftsanalyse jedoch, der nächste lebende Verwandte sei der südamerikanische Mähnenwolf (Chrysocyon brachyurus), von dem sich der Falklandwolf bereits vor etwa sieben Millionen Jahren abgespaltet habe. Anhand von fünf Museumsexemplaren berechneten die Forscher damals außerdem, der letzte gemeinsame Vorfahre habe vor etwa 330 000 Jahren gelebt – und dies entspreche der Ankunft der ersten Tiere auf den Inseln [2].

Dem widerspricht nun ein Forscherteam um Alan Cooper von der University of Adelaide. Die Wissenschaftler untersuchten gleichfalls die Verwandtschaftsverhältnisse und bezogen dafür den vor etwa 3000 Jahren ausgestorbenen Dusicyon avus mit ein. Er entpuppte sich als engster Verwandter des Falklandwolfs, mit einer Aufspaltung der beiden Abstammungslinien vor erst 16 000 Jahren.

Dass die Tiere die Inseln mit den Menschen erreichten, halten die Forscher aus verschiedenen Gründen für unwahrscheinlich. Sie präferieren vielmehr einen Weg übers Eis: Zur damaligen Zeit lag der Meeresspiegel um etwa 130 Meter tiefer, wodurch weite Teile von vier heute untermeerischen Terrassen trockengefallen waren. Die noch zu überwindende Distanz über das Meer hätte sich so auf etwa 20 bis 30 Kilometer reduziert – und diese Fläche dürfte damals mindestens zeitweise eisbedeckt gewesen sein, so dass die Vorfahren der Falklandwölfe sie bei der Jagd auf Robben, Pinguine oder andere Beute überquert haben könnten.

Das erklärt womöglich auch, warum damals keine anderen Landsäugetiere die Inseln erreicht haben: Wer sich nicht zur Jagd aufs freie Eis begeben wollte, für den blieb dieser Korridor verschlossen. Offen bleibt allerdings, warum in früheren Eiszeiten des Pleistozäns, als noch nicht erodierte Sedimente die Meeresstraße zwischen Südamerika und den Inseln noch leichter passierbar machten, keine Säugetiere die Überquerung wagten. Vielleicht habe es ja Vorläufer gegeben, so Cooper und Co, die dann aber keine fossilen Spuren hinterlassen haben.

Topografie des Meeresbodens | Vor der argentinischen Küste befinden sich vier heute untermeerische Terrassen, die während des Maximums der letzten Eiszeit, als der Meeresspiegel um 130 Meter niedriger lag, zu weiten Teilen trocken gefallen waren. Dadurch verengte sich die zu überwindende Distanz für die Vorfahren der Falklandwölfe auf 20 bis 30 Kilometer – und da diese wohl zeitweise eisbedeckt waren, boten sie den Tieren einen Weg auf die Inseln.

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  • Quellen
[1] Nat Commun 10.1038/ncomms2570, 2013
[2] Curr. Biol. 19, R937-R938, 2009

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