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Populationsgenetik: El Niño wirkt sich regional sehr unterschiedlich aus

Der Galapagos-Leguan <i>Amblyryhynchus cristatus</i>
Ein wärmeres Klima auf Grund eines starken El-Niño-Ereignisses wirkt sich auf die Meerechsen von Galapagos von Insel zu Insel sehr unterschiedlich aus. So starben zwar im extremen El-Niño-Winter 1997/98 bis zu neunzig Prozent einzelner Meerechsen-Populationen, doch nur auf der Insel Marchena beobachteten Forscher einen daraus folgenden und für das Überleben des Bestandes kritischen genetischen "Flaschenhals".

Sebastian Steinfartz von der Universität Bielefeld hatte zusammen mit Kollegen von der Yale-Universität die genetische Populationsstruktur auf elf verschiedenen Insellebensgemeinschaften untersucht – einmal in den Jahren 1991 bis 1993, also vor dem starken El Niño, sowie 2004. Trotz der hohen Verluste konnten die Forscher keine übermäßigen Einschnitte auf den Genpool von zehn Populationen feststellen. Auf der Insel Marchena jedoch bemerkten sie deutliche Veränderungen. Womöglich sei die Meerechsen-Gemeinschaft dort bereits durch einen Vulkanausbruch im Jahr 1991 geschwächt worden, wie es von Riesenschildkröten bekannt sei, vermuten die Wissenschaftler.

Gewichtskontrolle | Bestimmung des Körperzustandes einer Galapagos-Meerechse durch Gewichtskontrolle im Feld: Sebastian Steinfartz (stehend), Scott Glaberman (sitzend)
Durch die bei einem El Niño übermäßig warmen Wassertemperaturen vor Galapagos werden die üblichen Algen, von denen sich die Meerechsen normalerweise ernähren, von anderen Arten verdrängt, und die Reptilien verhungern. 1997/98 blieb die Temperatur über 18 Monate hinweg mehr als zehn Grad über normal.

El Niño ist ein Klimaphänomen, das durch eine Umkehr der normalen Temperaturverhältnisse in den Ozeanen und dadurch die atmosphärische Zirkulation beeinflusst. Die Bezeichnung "Christkind" stammt daher, dass der vor Peru auftretende Effekt – statt kaltem Auftriebswasser aus der Tiefe herrschen vergleichsweise warme Strömungen vor – etwa zu Weihnachten auftritt. Das Klimaereignis führt zu extremen Dürreperioden in den sonst feuchten Teilen Südost-Asiens, dafür aber zu Starkregen und Überschwemmungen an der südamerikanischen Westküste und Ostafrika. (af)

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