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Kosmologie: Entsteht hier ein Schwarzes Loch?

In 20 Millionen Lichtjahren Entfernung explodierte ein Stern. Es war womöglich die Geburt eines Schwarzen Lochs.
Schwarzes Loch (künstlerische Darstellung)

Wenn Sterngiganten explodieren, schleudern sie gewaltige Mengen an Gas und Strahlung ins All. Der Rest kollabiert – und wird zu einem Schwarzen Loch mit extremer Dichte und Anziehungskraft. Dass Schwarze Löcher tatsächlich existieren, konnte bislang noch nicht direkt nachgewiesen werden. Christopher Kochanek von der Ohio State University in Columbus und seine Kollegen beobachteten aber eventuell die letzten Momente eines sterbenden Sterns, aus dem schließlich ein Schwarzes Loch hervorgegangen sein könnte. Mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskops verfolgten sie 2009 monatelang, wie der rote Überriese N6946-BH1 millionenfach heller strahlte als unsere Sonne, bevor er langsam erlosch. Mittlerweile lässt sich dieser einst 25-mal massereichere Stern nicht mehr im sichtbaren Wellenlängenbereich des Lichts nachweisen. Nur Infrarotaufnahmen belegen das Nachglühen des roten Überriesen.

Der Vorgang würde jedenfalls bisherige Theorien darüber bestätigen, wie Schwarze Löcher entstehen und welche Prozesse dabei beobachtet werden können. Zuerst stößt der vergehende Stern so viele Neutrinos aus, dass er an Masse verliert. Dadurch reduziert sich seine Anziehungskraft, weshalb seine äußere Hülle nur schwach gebundener Wasserstoffionen davondriftet. Dabei kühlen diese ab, so dass abgetrennte Elektronen wieder an die Wasserstoffionen binden – was ein zirka ein Jahr andauerndes, sehr helles Aufleuchten bewirkt. Wenn dieses schwindet, bleibt nur noch das schwarze Gravitationszentrum übrig. Alternativ könnte das Verglimmen von N6946-BH1 nur durch das Verschmelzen mit einem anderen Stern oder durch eine verdeckende Staubhülle erklärt werden. Die Daten sprächen jedoch gegen beide Varianten, so die Wissenschaftler.

Als Nächstes soll das Chandra-Teleskop die Region überwachen. Es misst Röntgenstrahlung, und Material, das in das Schwarze Loch stürzt, gibt ein entsprechendes Signal mit definierter Wellenlänge ab. Selbst wenn Chandra nichts aufzeichnen sollte, liegt ein Schwarzes Loch im Bereich der Möglichkeiten. Auch Hubble bleibt auf dem Posten: Je länger der Stern verschwunden bleibt, desto wahrscheinlicher frisst sich hier ein neuer Schwerkraftgigant durchs All.

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