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News: Entwischtes Protein macht Probleme

Nach einer Bluttransfusion geht es Patienten oft schlecht: Komplikationen wie Erkältungssymptome oder gar Fieber belasten die ohnehin geschwächten Körper. Warum das Immunsystem solche Kapriolen schlägt, war immer noch ein Rätsel. Nun haben Wissenschaftler entdeckt, dass den Blutplättchen der Konserve ein Protein verloren geht, dass eine Immunantwort auslösen kann. Doch warum es sich auf Wanderschaft begibt, ist noch nicht klar.
Ein kleiner Schnitt kann schon lebensgefährlich sein – wenn die Blutgerinnung nicht richtig funktioniert. Eine wichtige Rolle hierfür spielen die Blutplättchen oder Thrombocyten, kleine Zellfragmente, die sich im Knochenmark von großen Zellen abspalten und von dort in die Blutbahn gelangen. Sie leisten "Erste Hilfe", indem sie die Wunde verstopfen und so verhindern, dass zuviel kostbares Blut ausfließt.

Wenn eine Chemotherapie aber die blutbildenden Zellen im Knochenmark zerstört hat oder Menschen eine große Menge Blut verloren haben, beispielsweise bei einer Operation am offenen Herzen, benötigen sie dringend eine Transfusion. Doch das ist kein Pappenstiel: Mattigkeit, Erkältungen und vor allem Fieber bedrohen die ohnehin geschwächten Patienten. Über die Ursache für die manchmal sogar lebensbedrohlichen Nebenwirkungen rätseln Forscher seit langem, einige vermuten, dass in den Blutkonserven enthaltenen weiße Blutkörperchen eine Immunreaktion auslösen.

Doch Richard Phipps vom Medical Center der University of Rochester und seine Kollegen machen nun die Blutplättchen dafür verantwortlich. Die Wissenschaftler entdeckten, dass den Zellfragmenten ein Protein entwischt, das sie normalerweise nur im aktivierten Zustand an der Oberfläche zeigen: das CD154 oder CD40L. Dieses Eiweiß, das auch von T-Zellen präsentiert wird, regt B-Zellen an, sich zu teilen und leitet somit die humorale Immunantwort ein. Für ein bereits geschwächtes Immunsystem ist das jedoch ein fatales Signal.

Warum sich das CD154 in den Blutkonserven auf Wanderschaft begibt, konnten die Forscher noch nicht klären. Es könnte an der Art und Weise liegen, wie die Blutplättchen von dem restlichen Blut abgetrennt werden, wie sie aufbewahrt werden oder dass sie mit fremden Substanzen in Berührung kommen, beispielsweise durch die Plastikbeutel, in denen sie aufbewahrt werden. Wenn Forscher die Ursache herausfinden können, wäre das der erste Schritt zu risikoärmeren Bluttransfusionen. Darauf hofft auch Phipps: "Es wäre schön, wenn man die Blutplättchen so vorbehandeln könnte, dass die Patienten nur die positiven Effekte spüren und nicht auch die negativen."

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