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Immunsystem: Erschöpfung durch Retrovirus?

Ein Zellparasit könnte dauernde Müdigkeit verursachen.
XMRV im Blut
Wer am "Chronischen Erschöpfungssyndrom" (engl. Chronic Fatigue Syndrome, CFS) leidet, fühlt sich ohne ersichtlichen Grund ständig müde und ausgelaugt. Auch viel Ruhe bessert diesen Zustand kaum. Bislang ist die mysteriöse Krankheit nicht eindeutig zu diagnostizieren, da es keine speziellen Tests gibt. Forscher um Judy Mikovits von der University of Nevada in Reno (USA) fanden nun einen körperlichen Anhaltspunkt: Die weißen Blutzellen von CFS-Patienten enthalten demnach Erbinformation eines Retrovirus namens XMRV (Xenotropic murine leukemia virus-related virus).

Die Forscher analysierten Blutproben von 101 CFS-Patienten auf das Virus, das zuvor bereits mit Prostatakrebs in Verbindung gebracht worden war. Zwei Drittel der Betroffenen waren von XMRV befallen, während es nur bei weniger als vier Prozent der gesunden Kontrollpersonen nachzuweisen war. Außerdem produzierten die infizierten Immunzellen große Mengen viraler Eiweiße und ansteckender Viruspartikel. XMRV ist offenbar über Körperflüssigkeiten von Mensch zu Mensch übertragbar.

"Die Virusinfektion könnte für Konzentrations- und Gedächtnisstörungen verantwortlich sein, die häufig zu den Symptomen von CFS zählen", erklärt Mikovits. Unklar ist jedoch, ob das Retrovirus Auslöser der Krankheit ist oder sich nur infolge des geschwächten Immunsystems der Patienten leichter im Körper ausbreitet. Die Wissenschaftler wollen nun einen Bluttest entwickeln, mit dem sich Antikörper gegen XMRV nachweisen lassen. Das soll die Diagnose des Chronischen Erschöpfungssyndroms erleichtern. (lw)


Lombardi, V. et al.: Detection of an Infectious Retrovirus, XMRV, in Blood Cells of Patients with Chronic Fatigue Syndrome. In: Science 326, S. 585-589, 2009.

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