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Und jetzt zum Wetter: Erster Wintereinbruch wegen Hurrikan "Gonzalo"

Nach dem wohl letzten Sommertag des Jahres folgt ein erster Gruß des Winters: In den Mittelgebirgen und den Alpen wird viel Schnee erwartet.
Regen, Hagel, Graupel, Schnee - Herbststürme bringen Niederschlag in allen Formen.

Das Wetter: Adieu Sommer, hallo Winter?

Das letzte Wochenende lud nochmals richtig zu Freiluftaktivitäten ein: Strahlender Sonnenschein und Temperaturen von teilweise mehr als 25 Grad Celsius bescherten nicht nur dem klimatisch begünstigten Südwesten einen letzten Sommertag – und das mitten im Oktober. Vielerorts war der Sonntag sogar der wärmste 19.10. seit Beginn der Wetteraufzeichnungen; höhere Temperaturen traten an diesem Datum nur mit Föhnunterstützung auf wie in Bad Kohlgrub bei Garmisch-Partenkirchen. Der warme Fallwind sorgte dort am 19.10.2012 für 28,1 Grad Celsius.

Kaltfront | Die markante Kaltfront des ehemaligen Wirbelsturms "Gonzalo" lässt die Temperaturen in Mitteleuropa in den Keller stürzen.

Nun droht aber Ungemach: Denn ab dem heutigen Dienstag beeinflusst uns von Nordwesten die Kaltfront des ehemaligen Wirbelsturms "Gonzalo": Heftige Winde führen Gewitter mit Starkregen und Graupelschauern sowie einen satten Temperatursturz um zehn bis zwölf Grad Celsius herbei. In den Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen erwarten die Meteorologen sogar Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von 100 bis 130 Kilometern pro Stunde – und eine geschlossene Schneedecke. Sogar München könnte ein paar Schneeflocken sehen, während der Nordosten Deutschlands vom Gröbsten verschont bleibt.

Die Ursache: Hurrikan "Gonzalo"

Die Wirbelsturmsaison 2014 im Atlantik verlief bislang ausgesprochen ruhig. Und auch Hurrikan "Gonzalo" versetzte die amerikanischen Küstenbewohner kaum in Aufruhr, obwohl er zeitweilig als Sturm der Kategorie 4 auf der fünfstufigen Saffir-Simpson-Skala der stärkste Hurrikan seit "Ophelia" im Jahr 2011 war. Er traf allerdings nur wenige Inseln wie Bermuda direkt und zog vor allem über dem Meer seine Bahnen, so dass er die festländischen Küsten nur mit Ausläufern streifte. Mit einem Todesopfer und mehreren Vermissten sowie größeren Sachschäden auf Bermuda hielten sich die direkten Folgen an seinem Ursprungsgebiet daher in Grenzen.

Auf seinem Weg nach Norden schwächte sich der Sturm immer weiter ab, weil das kältere Wasser ihm kaum neue Wärmeenergie zuführte. Vor Neufundland bog "Gonzalo" dann allerdings nach Osten ab: Die Westwindströmung hatte das Tief erfasst und riss es über den Atlantik in Richtung Europa fort. Aus dem tropischen Sturm wurde nun ein typisches Tief unserer Breiten: Statt des warmen Kerns bildete sich eine ausgeprägte Warm- mit der dazugehörigen Kaltfront heraus. Zugleich zapfte "Gonzalo" polare Kaltluft an, so dass sich die Temperaturkontraste im Tief und zu seiner Umgebung verschärften. Der Kerndruck des Tiefs fiel auf nur noch 977,5 Hektopascal und steht damit in starkem Gegensatz zu einem Hoch über der Biskaya zwischen Spanien und Frankreich: Da die Wettersysteme stets um Ausgleich bemüht sind, jagen Luftmassen vom Hoch zum Tief – umso intensiver, je größer die Druckunterschiede sind. Und das bekommen wir in den nächsten 24 bis 48 Stunden zu spüren.

Die Folgen: Sturm und Kaltluft

Als Erstes überquert uns heute die Kaltfront, die im Lauf der Nacht zum Mittwoch schließlich auch die Alpen erreichen wird. Sobald die kalten Luftmassen auf die immer noch milde Luft über Deutschland trifft, setzt intensive Konvektion ein, so dass sich trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit Gewitter bilden: Der hohe Wasserdampfgehalt sorgt zudem für ergiebige Niederschläge. Das gilt besonders für den Süden, wo immer noch die wärmsten und feuchtesten Luftmassen lagern, die praktisch subtropische Eigenschaften aufweisen: Hier trifft nun Mittelmeer- auf Arktisluft – entsprechend turbulent wird der Wetterwechsel. Begleitet wird er von Sturmböen, die die Atmosphäre nachhaltig durchmischen und selbst im Flachland noch heftig spürbar sind. Zudem führt "Gonzalo" Luftmassen arktischen Ursprungs zu uns, die sich über dem kühlen Nordatlantik nur wenig erwärmt haben. Folglich sinkt die Schneefallgrenze auf 600 bis 700 Meter ab, und auch im Flachland werden nur noch kühle sechs bis zehn Grad Celsius erwartet.

Hurrikan "Gonzalos" Weg

Nach einer stürmischen und in den Staulagen der Gebirge und Mittelgebirge schneereichen Nacht geht es am Mittwoch mit weiteren Schnee- und Graupelschauern weiter. Zudem sind immer noch Sturmböen zu erwarten, da scharfe Höhenwinde "Gonzalo" begleiten, die bis zum Boden durchschlagen können. Der Deutsche Wetterdienst erwartet, dass sich oberhalb von 1000 Meter Höhe eine geschlossene Schneedecke ausbildet. Erst mit dem Abzug des Sturmtiefs in Richtung Balkan normalisiert sich das Wetter wieder in weiten Teilen des Landes, während der Südosten weiterhin in seinem Einflussbereich bleibt und mit weiteren Niederschlägen rechnen muss.

Herbststimmung | Regen, Hagel, Graupel, Schnee – Herbststürme bringen Niederschlag in allen Formen.

Die Aussichten: Der Herbst ist endgültig angekommen

Wer bislang mit dem Wechsel zu den Winterreifen und dem Ausmustern der Sommerkleidung gewartet hat, der kann jetzt aktiv werden. Denn "Gonzalo" läutet nun endgültig den Herbst ein und führt zu einem wechselhafteren Wetterabschnitt. Zwar soll sich die Atmosphäre ab Donnerstag unter Zwischenhocheinfluss beruhigen, doch erwarten die Meteorologen selbst bei Sonnenschein nur noch 14 Grad Celsius. Dieses Hoch kräftigt sich bis zum Wochenende vorerst weiter, doch erlahmt damit ebenso die Luft: Nebel und Hochnebel sind wahrscheinlicher als makelloser Sonnenschein. Und da die kalte Luft nun unbewegt zu Boden sinken kann, droht in ungünstigen Lagen auch Bodenfrost.

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