Direkt zum Inhalt

Klimastreit: "Erwärmungspause" durch Datenlücke?

15 Jahre lang hat sich die Erde kaum erwärmt, sagen Messdaten. Doch ist dieser Befund überhaupt real? Die Pause habe es gar nicht gegeben, legt jetzt eine Studie nahe.
Stärkste Temperaturschwankung in kurzer Zeit

Was machte des Weltklima zwischen 1998 und 2012? Seit Jahren streiten Fachleute über den fast fehlenden Erwärmungstrend dieser anderthalb Jahrzehnte: Nahmen die Ozeane mehr Wärme auf, kühlten Vulkane die Erde oder verursachten Probleme mit den Daten den überraschenden Befund? Letzteres sei der Fall, befindet nun eine Arbeitsgruppe um Xiangdong Zhang von der University of Alaska Fairbanks in "Nature Climate Change" – die Pause entstehe durch lückenhafte Temperaturmessungen in der Arktis, jener Region der Erde, die sich am schnellsten erwärmt. Das Team rekonstruierte aus Temperaturdaten eines arktischen Messbojenprogramms die Temperaturveränderungen rund um den Nordpol und kommt auf dieser Basis auf eine Erwärmung von 0,112 Grad Celsius pro Jahrzehnt, doppelt so viel wie bisher vermutet. Zusätzlich legen die Analysen nahe, dass spezifisch die Wahl des besonders warmen Jahres 1998 als Startpunkt der Pause den Trend verfälscht habe, schreibt die Gruppe.

Die Polargebiete seien ein notwendiger Teil der Temperaturberechnung, so Autor Zhang – und die neue Berechnung mit Arktisdaten zeige, dass es keine Pause der globalen Erwärmung gegeben habe. Allerdings dürfte die Diskussion weitergehen – nicht zuletzt weil mehrere Studien den starken El Niño und die anschließende gedämpfte Aktivität der zugehörigen pazifischen Klimaschwingung ENSO als Ursache der gebremsten Erwärmung präsentierten.

Die Arbeit von Zhang und seinem Team zeigt neben einem möglichen Grund für die Anomalie auch eine Ursache der andauernden Kontroverse: Gerade in den Polargebieten, die sich durch den Klimawandel am stärksten verändern, sind die Daten besonders lückenhaft. Zumindest für die wichtigste Gegenhypothese schlägt nun vielleicht die Stunde der Wahrheit: Der extrem starke El Niño 2015/2016 sollte, ganz analog zu seinem Gegenstück 1997/1998, eine weitere Pause der Erwärmung einleiten, wenn die Annahmen über einen solchen Zusammenhang stimmen. Passiert das nicht, stärkt das eher die Position jener, die wie Zhang in den kühleren 15 Jahren ein Artefakt lückenhafter Daten sehen.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.