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News: Farbige Gesichtskennung

Erscheinen dem Betrachter Gesichter verschwommen, orientiert er sich neben der einmaligen Gesichtsform auch an markanten Farbtönen des Gegenüber.
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Eigentlich dachte man, Farbe sei zum Wiedererkennen von Gesichtern eher nebensächlich bis völlig bedeutungslos. Vielmehr würden sich die Menschen an charakteristischen Formen orientieren – wie einer großen Nase oder dem Augenabstand zueinander –, um sich im Getümmel wiederfinden.

Ändern sich jedoch die Betrachtungsvoraussetzungen, ändern sich auch die eingesetzten Hilfsmittel: Lässt sich ein Gesicht etwa aufgrund verschwommener Züge nicht mehr eindeutig identifizieren, nimmt der Betrachter die Farben zur Hilfe. So verfolgt er unter anderem ganz genau, wo die Haarlinie beginnt und endet, wie Pawan Sinha und Andrew Yip vom Massachusetts Institute of Technologie (MIT) in ihrer letzten Studie offenlegen konnten.

Forscher vermuten, dass die Gesichtserkennung in den so genannten Temporallappen des Gehirns abläuft. Denn Schäden innerhalb dieser Region resultieren darin, dass die Betroffenen Gesichter nicht mehr erkennen; eine Krankheit, die als Prospagnosia bezeichnet wird. Dabei war es im Laufe der Evolution eine wichtige Voraussetzung, die Nachbarn wiederzuerkennen und anhand der gemachten Erfahrung als Freund oder Feind richtig einordnen zu können.

Um den wichtigsten Orientierungspunkte auf die Spur zu kommen, konzentrierte sich Sinha auf stark manipulierte Gesichter. So sammelte und analysierte er beispielsweise 5000 digitalisierte Karikaturen des Karikaturisten Al Hirshfeld. Die Ergebnisse aus seinen Untersuchungen fasst er so zusammen:" Wir suchen nach den 10 bis 20 wichtigsten Attributen eines Gesichts, um die Wahrzeichen zu identifizieren. Wir können bis an hunderte Attribute herankommen; der Schlüssel ist, sie auf die signifikantesten einzuengen."

Zusätzlich zum erweiterten Verständnis, wie unser Gehirn im Geheimen arbeitet, könnten die Ergebnisse auch zu verbesserten Überwachungsanlagen führen. Da die Studienergebnisse den Versuch des Gehirns nachahmt, Gesichter auf Distanz zu erkennen, könnte es auch beim Wiedererkennen von auf Videofilm gebannten Gesichtern helfen, die meistens auch ein wenig unscharf erscheinen.

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