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Mutualimus: Feigenwespen vertrauen auf Uralt-Konzept

Fossile Feigenwespe
Wer so sehr aufeinander angewiesen ist wie Feigen und Feigenwespen, liefert sich meist ein ständiges Wettrennen in gegenseitiger Anpassung. 34 Millionen Jahre alte Fossilien aus England zeigen aber, dass zumindest dieses Konzept schon sehr früh so erfolgreich war, dass keiner der Beteiligten noch groß daran drehte.

Die Blüten von Feigenbäumen stehen nicht einzeln, sondern in einer Hohlkugel nach innen gerichtet dicht an dicht aneinander. Nur eine kleine Pore ermöglicht es den bestäubenden Feigenwespen, in diese Kugel zu gelangen und dort ihre Eier abzulegen.

Moderne Feigenwespe | Heute lebende Feigenwespen – hier Pecoscapus cf. peritus – besitzen Pollentaschen, in denen sie Feigenpollen von einer Pflanze zur nächsten transportieren.
Die Körper der nur 1,5 Millimeter langen Tiere sind an dieses Entern angepasst: Sie haben spezielle Kauwerkzeuge und kräftige Beine, einen abgeflachten Kopf und hakenförmige Antennen. Die Bestäubung verläuft entweder passiv oder sogar aktiv, wobei die Feigenwespen den Pollen in körpereigenen Taschen sammeln, mitnehmen und beim nächsten Feigenbesuch auf den Narben der dortigen Blüten verteilen.

Feigenwespe aus dem Miozän | Bei dem bisher ältesten Fossil einer Feigenwespe – in Bernstein des Miozäns – zeigt sich ebenfalls bereits die Pollentasche.
Die ersten Ansätze dieser Zusammenarbeit reichen bis an das Ende der späten Kreidezeit vor 100 bis 65 Millionen Jahren zurück. Die ältesten Fossilfunde von Feigenwespen mit Pollensammeltaschen stammten bislang aus Bernstein des frühen Miozäns und waren etwa 20 Millionen Jahre alt.

Fossile Feigenwespe | Doch das Konzept ist offenbar noch älter: Dieses wiederentdeckte, weil zunächst falsch eingeordnete 34 Millionen Jahre alte Fossil einer Feigenwespe zeigt ebenfalls bereits die charakteristischen Anpassungen an die enge Symbiose mit Feigen. Sie lassen sich kaum von denen heutiger Vertreter unterscheiden.
Stephen Compton von der University of Leeds und seine Kollegen entdeckten nun jedoch auch bei einem 34 Millionen Jahre alten Fossil aus den feinen Kalksteinen der Isle of Wight die charakteristischen Pollentaschen, gefüllt mit Feigenpollen. Und sie lassen sich kaum von denen heutiger Arten unterscheiden.

Pollentaschen | Unter dem Elektronenmikroskop offenbaren sich die fossilen Feigenpollenkörner.
Das eigentliche Fundobjekt ist sogar schon 1920 beschrieben wurden – allerdings fälschlicherweise als Ameise. Erst bei einer aktuellen Untersuchung zur Flora und Fauna der Isle of Wight kam der Fehler ans Licht. (af)

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  • Quellen
Compton, S.G. et al.: Ancient fig wasps indicate at least 34 Myr of stasis in their mutualism with fig trees. In: Biology Letters 10.1098/rsbl.2010.0389, 2010.

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