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News: Fette Beute alter Gene

Von Herzinfarkt über Diabetes und Rheuma bis zu Krebs - eine erschreckend lange Litanei schwerer Erkrankungen geht mit Übergewichtigkeit einher. Die Schuld daran könnte man in unseren altmodischen Genen suchen: Offenbar kommen sie mit den geänderten Lebensformen unserer modernen Zeiten nicht immer klar.
Mangelnde körperliche Bewegung, so predigt nun schon seit längerer Zeit eindringlich jedermanns Hausarzt, ist nicht gerade gesund. Mit dieser Ermahnung treiben die Mediziner viele von uns – je nach Temperament – entweder mit Joggingschuhen in den Gewitterregen oder mit schlechtem Gewissen zu festen sportlichen Vorsätzen für die nächsten Tage. Auch willigen Zeitgenossen mangelt es aber oft an körperlicher Bewegung – schließlich fordern nicht nur moderne Arbeitsformen ebenfalls ihren Tribut.

Immer häufiger hat derartiger Bewegungsmangel in modernen Zivilisationsgesellschaften Übergewicht zur Folge. Deren Ursachen und gesundheitsschädliche Auswirkungen untersuchten nun, in der bislang umfangreichsten medizinischen Studie, ein ganzes Team von Wissenschaftlern der Univerity of Missouri, der University of Pennsylvania und der East Carolina University. Sie trugen eine lange, düstere Liste von schwerwiegenden Erkrankungen zusammen, die durch mangelnde körperliche Aktivitäten ausgelöst und verstärkt werden: Aufgeführt sind verschiedene Krebsformen, Knochen- und Muskelkrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen.

Aus der Vielfalt der unterschiedlichen Krankheiten ziehen die Forscher den Schluss, dass fehlende körperliche Betätigung offenbar den Zusammenbruch von übergeordneten körpereigenen Regelkreisläufen zur Folge haben muss. Die Ursache hierfür sehen sie im Versagen alteingesessener genetischer Mechanismen: Diese, entstanden und perfektioniert im Laufe der menschlichen Evolution, scheinen nicht kompatibel mit der modernen, eher gesetzten Lebensweise heutiger Zeiten zu sein.

Tatsächlich war die entbehrungsreiche Arbeitswoche prähistorischer Jäger und Sammler wohl auch kaum mit den nun verbreiteten Schreibtischjobs vergleichbar: Über den längsten Teil menschlicher Entwicklungsgeschichte war vielmehr intensive körperliche Bewegung unverzichtbarer Teil des Alltags. Demnach wurde im Laufe der Evolution ein genetischen Programm herausgebildet, welches körperliche Aktivitäten als natürliche Begleiterscheinung geradezu voraussetzte.

Nun fehlen solche körperlichen Aktivitäten in unserer modernen Zivilisationsgesellschaft, und die geänderten Lebensumstände und Verhaltensweisen prallen mit den uralten Erwartungshaltungen unseres Körpers zusammen – die Folge seien, so die Wissenschaftler, eine rapide Zunahme chronischer Erkrankungen.

Ihre Theorie passt so gut zu den gesammelten Beobachtungen der Forscher an vielen chronischen Erkrankungen, dass sie ihre Forscherkollegen nun zu einer allgemeinen Suche nach "Bewegungs"-Genen auffordern. In Richtung der Bevölkerung erneuern die Mediziner ihren althergebrachten Ratschlag, auf körperliche Aktivitäten nicht ganz zu verzichten – auch wenn der Kampf ums Überleben dabei nicht mehr so offensichtlich im Vordergrund steht. Aber letztendlich ist es genau das.

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