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Waldbrände: Feuer bedroht immer noch Spaniens Top-Nationalpark

Im Süden Spaniens toben Waldbrände und bedrohen ein Schutzgebiet von internationaler Bedeutung - und die seltenste Katzenart der Erde.
Polizist beobachtet das Flammenmeer im Süden Spaniens

Der Doñana-Nationalpark an der andalusischen Küste gehört zu Spaniens Kronjuwelen des Naturschutzes – und ist Heimat von zwei vom Aussterben bedrohten Tierarten. Ein großer Waldbrand bedroht jedoch seit Samstag, dem 25. Juni, das Gebiet und seine Bewohner. Den mehr als 500 eingesetzten Feuerwehrleuten ist es bislang erst gelungen zwei der drei Brände einigermaßen einzudämmen. Die Situation könnte allerdings wieder außer Kontrolle geraten, wenn der Wind das Feuer anfacht. Das Kerngebiet des Nationalparks hätten die Flammen allerdings noch nicht erreicht, wie José Fiscal López, der Chef der andalusischen Umweltschutzbehörde im spanischen Fernsehen sagt. Eine ausgeprägte Hitzewelle und schon lange andauernde Trockenheit begünstigen die Brände, deren genaue Ursache noch nicht geklärt ist – die Behörden vermuten Brandstiftung.

Pardelluchs | Der Iberische oder Pardelluchs gehört zu den seltensten Katzenarten der Erde. Die Waldbrände im Süden Spaniens gefährden seinen Schutz.

Die Feuer brachen am Wochenende in der Nähe der Kleinstadt Moguer östlich von Huelva aus und breiteten sich im ausgetrockneten Kiefernwald der Region rasch aus. Starke Winde fachten das Feuer immer wieder an und sorgten dafür, dass sich die Feuerfront mit einer Geschwindigkeit von drei bis vier Kilometern pro Stunde in Richtung Doñana vorfraß. In der Folge evakuierten die Behörden rund 2000 Menschen, darunter auch zahlreiche Touristen aus Hotels und von einem Campingplatz. Im Küstenort Matalscañas direkt an der Grenze zum Nationalpark mussten sogar 50 000 Menschen ausharren, um eine unkontrollierte Flucht auf der einzige Zufahrtsstraße zu verhindern und sie für die Rettungskräfte freizuhalten.

Einen schweren Rückschlag bedeutet das Feuer womöglich für den Schutz des Iberischen oder Pardelluchs (Lynx pardinus), der als seltenste Raubkatzenart der Welt gilt. Der Doñana-Nationalpark ist einer der beiden letzten Verbreitungsschwerpunkte der nur auf der Iberischen Halbinsel heimischen Luchse, deren Weltbestand auf maximal 440 Tiere geschätzt wird. Angesichts der rasch vorrückenden Flammen mussten Parkmitarbeiter in aller Eile eine Zuchtstation bei der Station El Acebuche mit mehreren erwachsenen und jungen Tieren räumen, wobei ein Weibchen vor Aufregung starb. Es wird befürchtet, dass dies das Erhaltungsprojekt schwer beeinträchtigt und möglicherweise um Jahre zurückwirft. Zudem lauten erste Einschätzungen, dass einige besonders wertvolle Lebensräume der Luchse verbrannt sein könnten. Daneben leben im Schutzgebiet mehrere Paare der ebenfalls sehr seltenen Spanischen Kaiseradler (Aquila adalberti). Die besonders betroffenen Schirmkiefernwälder der Region gelten jedoch als Feuerökosystem, das an Brände angepasst ist und sich rasch wieder erholen kann, wenn man es lässt. Für geraume Zeit könnten Luchse und Adler jedoch von Nahrungsmangel bedroht sein, da ihre Hauptbeute Kaninchen sind, die durch das Feuer vertrieben werden oder umkommen.

Im Zusammenhang mit den Bränden lebt zudem wieder die Diskussion über den Schutz von Doñana auf. Das Gebiet ist wegen seines Artenreichtums und als Überwinterungsgebiet von europaweiter Bedeutung – hier überwintern hunderttausende Enten und Gänse aus Europa. Große Teile der Doñana bestehen aus Feuchtgebieten, in denen unter anderem Flamingos, Sichler und zahlreiche Reiher leben und brüten. Intensive Landwirtschaft im Umfeld gefährdet jedoch die Stabilität des Ökosystems, denn sie gräbt ihm buchstäblich das Wasser ab: Es dient unter anderem zur Bewässerung von Erdbeerplantagen. In jüngster Zeit streiten Politiker und Ökologen zudem heftig über geplante Erdgasbohrungen im direkt Grenzbereich des Naturschutzgebietes.

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